Essen. Mit einer Respekt-Meile in der Essener Innenstadt wollen Reinhard Wiesemann (Unperfekthaus), Bruno Neumann (IG Metall) und Willi Overbeck (IRE) ein Zeichen gegen Rassismus initiieren. Das Thema ist angesichts der hitzigen Diskussionen über ein Übergangswohnheim für Asylbewerber in Essen-Frintrop Debatte hochaktuell.

Die Idee ist schon ein paar Tage alt, das Thema ist hochaktuell: Während dieser Tage in Frintrop erregt über ein Übergangsheim für Asylbewerber diskutiert wird, wird am Freitag in der Innenstadt eine „Respekt-Meile“ eröffnet. Ein Zeichen gegen Rassismus und für eine offene Gesellschaft wünschen sich die Initiatoren: Reinhard Wiesemann vom Unperfekthaus, Bruno Neumann von der IG Metall Essen und Willi Overbeck vom Initiativkreis Religionen in Essen (IRE).

Die Meile zieht sich von Wiesemanns Generationenkulthaus (Geku-Haus) in der Nordcity bis zum Burgplatz; an den beiden Ausgangspunkten werden Mauern aufgestellt, die durchbrochen sind: „Rassismus entsteht im Kopf. Offenheit auch“, heißt das Motto. Im Geku-Haus können Bürger mit einem farbigen Handabdruck ihre Sympathie für die Aktion bezeugen, vom Burgplatz werden heute 500 bunte Ballons mit Info-Karten in den Himmel geschickt. So viel rührender Symbolismus ist nichts für eher nüchterne Naturen, doch Overbeck und seine Mitstreiter setzen bewusst auf plakative Effekte.

Zur Eröffnung der Meile, am Freitag um 11 Uhr vor dem Geku-Haus, würde Bruno Neumann am liebsten „Essen zur Respekt-Stadt ausrufen“ und ein Schild mit dem Anti-Rassismus-Slogan ans Rathaus nageln. Da freilich bremst Wiesemann: Essen habe sich zuletzt von hübschen Etiketten à la Einkaufsstadt verabschiedet.

Weltoffenheit als Standortfaktor

An der Weltoffenheit von Stadt und Bewohnern hat der kreative Unternehmer dagegen wenig Zweifel. So müsse man sich die Empörung der Anwohner von Asylbewerberheimen genauer ansehen: „Man sollte schon unterscheiden: Sind die Leute wirklich gegen Ausländer oder sind sie nur gegen eine so beengte Unterbringung von vielen Menschen in ihrer Nachbarschaft.“ Eine solche Ghetto-Bildung könne vermieden werden, wenn Flüchtlinge wie in Leverkusen in Wohnungen oder zumindest kleineren Wohneinheiten untergebracht würden, glaubt Wiesemann.

Auch Overbeck wünscht sich, dass die Stadtgesellschaft darüber nachdenkt, „wie wir die Flüchtlinge aus den Krisengebieten der Welt hier empfangen“. Die Meile könne daran erinnern, „dass Respekt ein Fundament unserer Gesellschaft ist“. Das würde Wiesemann unterschreiben, er sagt aber auch, „dass Weltoffenheit ein Standortfaktor ist im Wettbewerb um die tollen Leute aus anderen Ländern“. Das müsse man den Menschen klarmachen, die nicht so sehr in den Kategorien von Moral und Mitmenschlichkeit verhaftet sind, sondern eher „geld-gesteuert“.</p><p>Um viele Essener für das Thema zu gewinnen, soll die Respekt-Meile von heute an von Schulen, Kitas und anderen bespielt werden. So stimmt sie auf die interkulturelle Woche ein, die am 29. September, beginnt: mit dem Bau einer Arche Noah auf dem Burgplatz</p>