Essen. Der Angeklagte (24) soll seinen Gegner auf der Straße mit Schlägen zu Boden gebracht und getreten haben. „Lass die Finger von J.“, soll er sinngemäß gedroht haben. Das mutmaßliche Opfer (23) wurde vor Gericht von einem bekannten Rapper unterstützt. Einer der Juristen holte sich ein Autogram.

Geprügelt haben sie sich. Es ging um eine junge Frau: blond, Kosmetikerin, 21 Jahre alt. Rou­­tine für das Amtsgericht Essen, hätten sich beide Männer nicht mitten im noblen Essener Vorort Bredeney auf der Straße geprügelt, wären sie nicht Söhne reicher, sehr reicher Eltern.

Der 24 Jahre alte Angeklagte aus Kettwig, Spross eines Autoveredlers, soll am 27. April 2012 seinen Gegner an der Kruppallee angegriffen, mit Schlägen zu Boden gebracht und getreten haben. „Lass die Finger von J.“, soll er sinngemäß gedroht haben.

Wie ein Schläger sieht er nicht aus

Einen Tag später hatte sein Opfer aus Bredeney, 23 Jahre alt und Abkömmling einer Familie mit Firmenfilialen, Anzeige erstattet. Im Gericht ist der Kontrast scharf: Der Angeklagte kommt kernig in Freizeitkleidung, der Jüngere zurückhaltend im Anzug. Die klare Ausgangslage kippte im Vorfeld, weil das mutmaßliche Opfer in der Öffentlichkeit einen Schlagring trug und deshalb 375 Euro Geldstrafe (25 Tagessätze zu 15 Euro) zahlte.

Wie ein Schläger sieht er nicht aus. Dennoch belastet der Angeklagte ihn, den ersten Schlag gesetzt zu haben. Unterstützt wird der 24-Jährige durch die Aussage seines Freundes und Geschäftspartners, der ein so bekannter Rapper ist, dass einer der Juristen sich ein Autogramm holt. Amtsrichterin Monique Dreher stellt das Verfahren ohne Auflagen ein. Beide Seiten sind zufrieden. Der Rapper ist locker. Im Foyer freut er sich, als er seine frühere Jugendrichterin sieht. „Heute bin ich als Zeuge da, nicht als Angeklagter“, versichert der 26-Jährige – wahrheitsgemäß.