Essen. Die Kölner Verkehrsbetriebe ahnden neuerdings Verstöße gegen öffentliches Trinken in der U-Bahn mit 40 Euro Bußgeld. Auch bei der Evag in Essen gibt es dieses Verbot, es wird aber nicht bestraft - zum Leidwesen mancher Beobachter.

Hamburg tut’s und seit dem 1. September auch Köln. Die Verkehrsbetriebe der Hanse- und Domstadt sagen dem Alkoholgenuss auf U-Bahnhöfen rigoros den Kampf an. Wer mit geöffneter Weinpulle oder einem Bier an der Lippe angetroffen wird, wird bestraft wie ein Schwarzfahrer: mit 40-Euro-Bußgeld. Und was macht Essen? „Wir schauen mit großem Interesse nach Köln und warten deren Erfahrungen ab“, sagt Evag-Sprecher Olaf Frei. Dass Essen dem Kölner Beispiel folge, sei nicht ausgeschlossen.

Die Verkäuferin in der U-Bahn-Passerelle sehnt eine schärfere Gangart herbei. Sie sagt: „Ohne Alkohol geht’s einfach friedlicher zu, das spüre ich auch bei mir im Laden.“

Eigentlich sieht die Evag-Hausordnung bereits seit längerem ein Verzehrverbot von Bier und Schnaps, Wein und Sekt vor: nicht nur in den Bahnen, sondern auch auf dem Bahnsteig. Fettige Döner und triefende Hamburger, Fritten und klebrige Limonaden, „Coffee-to-go“ und leckeres Eis sind ebenfalls untersagt. Übrigens nicht nur, weil Fahrgäste sich dadurch belästigt fühlen. Die Evag weist auch auf den großen Reinigungsaufwand hin, wenn Sitze versifft und Böden verklebt sind.

Es bleibt häufig bei Ermahnungen

Dass Bier, Wein und Sekt nur auf dem Papier verboten sind, de facto aber weiterhin von fröhlichen Zechern runtergekippt werden dürfen, hat einen simplen Grund. Die Sicherheitskräfte der Evag belassen es meistens bei Ermahnungen, hin und wieder gibt’s Platzverweise und nur im schlimmsten Fall schreitet die Polizei ein. Im Klartext: Es gibt ein Vollzugsproblem.

Evag-Sprecher Frei macht kein Hehl daraus, wie schwierig es sei, die U-Bahnhöfe trockenzulegen: „Wir bräuchten dafür mehr Kontrolleure vor Ort und natürlich mehr Personal in der Verwaltung.“ Auch aus anderen Gründen sind der Evag derzeit oft die Hände gebunden: Denn sie kann ihr Hausrecht nur auf unterirdischen Bahnhöfen ausüben. An vielen Straßenbahnhaltestellen über Tage sei dies jedoch nicht der Fall.

„Am schlimmsten sind die Partygänger“

Ein erfahrener Evag-Mitarbeiter in der Passerelle würde ein schärferes Alkoholverbot ausdrücklich begrüßen. Sein Unmut richtet sich weniger gegen Obdachlose, die auf dem Bahnsteig ein wärmendes Plätzchen suchten. „Am schlimmsten sind die Partygänger, die besonders an Wochenenden einen über den Durst trinken und auf Krawall gebürstet sind.“

Weil in der Verbotsdebatte immer wieder der Einwand laut wird, dass gegen ein harmloses Feierabend-Bierchen doch nichts einzuwenden sei, wollten die Kölner es genau wissen. Eine repräsentative Umfrage unter Fahrgästen kam zu einem hochprozentigen Ergebnis: 81,5 Prozent wünschen ein umfassendes Alkoholkonsumverbot.