Essen. . Kammerjäger berichten: Noch nie gab es so viele Aufträge von Bürgern wie in diesem Sommer. Wespennester an Häusern und in Gärten. Die Tiere gelten in diesem Jahr als besonders aggressiv. Allein am „Seaside Beach“ am Baldeneysee gab es fünf Nester.

In diesem Sommer sind ungewöhnlich viele Wespen in Essen unterwegs. Das berichten mehrere Kammerjäger-Firmen, die derzeit pausenlos zu Einsätzen gerufen werden, weil Bürger Wespennester am Haus und im Garten loswerden wollen. „Wir haben doppelt so viele Aufträge wie im vergangenen Jahr“, sagt zum Beispiel Schädlingsbekämpfer Volker Skor aus Altendorf. Über die Gründe kann Skor nur spekulieren: „Normalerweise sagt man ja, ein milder Winter trägt zu großen Populationen bei. Doch das ist Quatsch, denn der Winter war nicht mild.“

„So viele wie in diesem Sommer waren es noch nie“

Seit 35 Jahren im Geschäft ist der Imker Uwe Paletta aus Heidhausen, der ebenfalls Wespennester beseitigt: „So viele wie in diesem Sommer waren es noch nie“, diagnostiziert Paletta. „Und sie sind auch so stechfreudig wie noch nie.“ Die Aggression der Tiere erklärt sich Paletta so: „Es sind viel mehr Tiere als sonst, die um die gleiche Menge Nahrung kämpfen. Das heißt, sie sind hungriger als sonst.“

Wespen bauen ihre Nester aus zerkautem Holz in ehemaligen Mauselöchern, in Rolladenkästen, in großen Blumentöpfen und an Dachfirsten oder Gauben.

Ortstermin in Kupferdreh: Bei Hausbesitzer Friedrich Trauten haben sich Wespen einen Unterschlupf zwischen den Dachpfannen errichtet. Imker Uwe Paletta geht mit feinem Talkum gegen die Wespen vor, gemahlenem Steinstaub: „Das verklebt den Tieren Augen und Lunge.“ Paletta legt Wert auf die biologische Wespenbeseitigung, das heißt, er nutzt kein Gift. „Wir arbeiten ohne Gefahrstoffe“, betont er. Hausbesitzer Trauten sieht Paletta dabei zu, wie er mit einer langen Düse den Tieren zuleibe rückt. „Zum Glück“, sagt Trauten, „bin ich nicht gestochen worden.“ Es ist das zweite Mal überhaupt, dass er einen Kammerjäger bestellen muss.

„Da kann ich ja bald nach einem Abo fragen“

Am Baldeneysee berichtet der Betreiber der Strandbar „Seaside Beach“, Holger Walterscheid, dass allein in diesem Sommer fünfmal der Kammerjäger anrücken musste, weil sich irgendwo auf dem Gelände Wespen angesiedelt hatten: „Da kann ich ja bald nach einem Abo fragen“, scherzt Walterscheid.

Woran man Wespen erkennt, und mehr nützliche Infos

In einem Wespennest leben zwischen 200 und 7000 Tiere. Wespen sind schwarz-gelb. Bienen hingegen eher bräunlich bis grünlich. Daran kann man sie optisch unterscheiden. Wespen können mehrmals stechen, das macht sie gefährlich.

Wespen mögen am liebsten süße Säfte. Das erklärt, warum Pflaumenkuchen oder offene Limo-Gläser wahre Magneten sind.

Die größte Wespenart: Hornissen! Sie können bis zu dreieinhalb Zentimeter groß werden. Sie stehen unter Artenschutz.

Kammerjäger Volker Skor teilt auf einem Info-Blatt für Kunden mit: „Die Legende, dass fünf Hornissen-Stiche ein Pferd getötet hätten, ist nie nachgewiesen worden.“ Eher sei das Gegenteil richtig. Hornissen seien viel weniger gefährlich als ihr Ruf.

Es sind übrigens nur Wespen, deren Nester man von einem Experten entfernen oder umsetzen lassen kann. Wer Bienen, Hummeln oder Hornissen ihr Wohnzimmer wegnehmen will, der braucht eine Genehmigung der „Unteren Landschaftsbehörde“ des Umweltamtes der Stadt Essen. „Es handelt sich um Tiere, die unter Naturschutz stehen“, erklärt Tanja Ebbers von der „Unteren Landschaftsbehörde“. In diesem Jahr seien grundsätzlich nur sehr wenige Anträge auf Versetzung eines solchen Nestes gestellt worden. „Das liegt auch daran, dass die Anzahl der Bienen grundsätzlich zurückgeht.“

Woran das liegt? Imker Uwe Paletta ist sich sicher: „Der Mensch ist schuld. Die ganze Chemie auf den Feldern und die Monokultur bei den Pflanzen.“