Essen. Gemeinsam mit 500 Fans schauten sich die Musiker der Essener Thrash-Metal-Band “Kreator“ am Donnerstagabend die Premiere ihrer Live-DVD in der Essener Lichtburg an. Das Konzertvideo zeigt die aufwendig inszenierte Kreator-Show in der Oberhausener Turbinenhalle Ende 2012. Bis in die Nacht schrieben die Musiker nach der Vorführung Autogramme.
„Der erste Film, den ich damals in der Lichtburg gesehen habe, war 'Conan, der Barbar', und jetzt flackere ich hier über die Leinwand. Unglaublich!" Kreator-Boss Miland Petrozza, besser bekannt als Mille, schüttelt den Kopf.
Damals, als der pubertierende Metal-Fan Schwarzeneggers Abenteuer bestaunte, das dürfte so ungefähr 1982 gewesen sein. Von seiner Band ist maximal die „Ursuppe“, wie er es heute nennt, in Form der Schülercombo „Tyrant“ erkennbar. Ziemlich genau 30 Jahre, ein paar Millionen verkaufte Platten und zahllose Konzerte später sitzt der gebürtige Altenessener am Donnerstagabend wieder in der letzten Reihe und verfolgt die Präsentation der neuen Kreator-Live-DVD „Dying Alive“ auf der großen Leinwand.
„Als wir damals angefangen haben, war an so etwas gar nicht zu denken“, erinnert sich Petrozza. „Wir haben Tapes getauscht, um unsere Musik zu verbreiten und auf andere Bands aufmerksam zu werden.“
24 Kameras bei Konzert in Oberhausener Turbinenhalle Ende 2012
Rund 500 Fans sitzen mit Petrozza im Traditionskino an der Kettwiger Straße und starren gebannt auf die Leinwand. Und da wird einiges geboten. Für ihr neues Konzertvideo (das dritte nach „Live in East Berlin“ und „Live Kreation – Revisioned Glory“) haben sich Kreator nicht lumpen lassen: Ganze 24 Kameras waren im Einsatz – inklusive Kran, Linsen an den Gitarren, auf und unter der Bühne, und sogar mitten im Gedränge des Publikums zeichneten die digitalen Rekorder kräftig mit. Das bedeuteteine ware Bilderflut (in zum Teil recht unterschiedlicher Qualität), viele schnelle Schnitte, die aber nie hektisch wirken, so dass man das Geschehen nicht mehr verfolgen kann.
Kreator-Film in der Lichtburg
„Die Konzertatmosphäre wurde perfekt eingefangen“, befindet im Nachhinein auch ein junger Mann mit langen Haaren und dicht mit Aufnähern bestickter Kutte, der sich selbst Karl Laschnikow nennt. „Man fühlt sich, als stünde man permanent in der ersten Reihe.“
Auch klanglich hat man das ganz große Kino aufgefahren und das Konzert in der Oberhausener Turbinenhalle Ende 2012 gleich im zeitgemäßen 5.1 Sound aufgezeichnet. Und auch wenn der in der Lichtburg eher spitz denn voluminös aus den Boxen dröhnt, kann man schon erahnen, welche Wand beim Heimgebrauch auf den geneigten Hörer wartet. „Der Sound hier ist nicht so toll“, bestätigt ein Fan. „Aber immerhin ist es schön laut, und das ist ja schon mal die Hauptsache.“
Kreisende Matten und tosender Jubel
Und ja: Während man am Anfang noch zweifelt, ob der Applaus zwischen den Songs aus den Boxen dröhnt, kommt im Laufe des Abends auch in der Lichtburg - trotz Bestuhlung und der eindringlichen Bitte, sich doch zu benehmen - zumindest ein bisschen Konzertatmosphäre auf. Bei „Violent Revolution“ klatschen erste Hände mit, zum finalen Doppelschlag mit „Flag of hate“ und „Tormentor“ kreisen auch einige Matten, bevor beim Abspann tosende Jubel aufbrandet.
Entsprechend lässt sich die mit Mille, Gitarrist Sami Yli-Sirniö, Bassist Christian „Speesy“ Giesler und Drummer Jürgen „Ventor“ Reil“ komplett angetretene Band auch in der Lichtburg nicht lumpen, beantwortet ausführlich alle Fragen aus dem Publikum und schreibt noch fleißig Autogramme, als sich der Vorhang im Kinosaal schon längst geschlossen hat.
Und wie ist es um die Prognose für die kommenden 30 Jahre Thrash aus Altenessen bestellt? Mille: „Wir machen auf jeden Fall weiter und werden ein neues Album machen. Im Moment habe ich zwar noch keine neuen Ideen, aber die kommen bestimmt.“ Die Wartezeit kann sich die Gefolgschaft ja erstmal mit der „Dying Alive“-DVD verkürzen, die seit gestern in den Läden steht.