Essen. Die Einzelbüros in den Jobcenter-Standorten sollen Durchgänge zum Kollegen nebenan bekommen. Gewaltbereitschaft gegenüber Stadt-Mitarbeitern nimmt zu.
Sie werden beleidigt, bespuckt, beschimpft. Selbst Morddrohungen müssen Mitarbeiter der Stadt über sich ergehen lassen. Ob gegenüber der Feuerwehr, dem Vollstreckungsdienst der Sparkasse, Mitarbeitern in der Ausländerbehörde, im Job-Center oder anderen Dienststellen mit viel Publikumsverkehr – „leider ist nicht zu bestreiten, dass ein Anstieg der Gewaltbereitschaft gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu beobachten ist“, heißt es in einem Schreiben der Stadtverwaltung an die Politik. Insbesondere dann, wenn „dienstliche Aufgaben einen Mitarbeiter verstärkt in Kontakt mit Menschen jeden Alters bringen, die krankheitsbedingt oder unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen zur Gewalt neigen“.
45 Mal wurden Bedienstete allein im vergangenen Jahr angegangen, meist verbal attackiert. Doch in zehn Fällen eskalierte einer der zahlreichen Konflikte, dann kam es auch zu körperlicher Gewalt. Der Bürger schlug zu, gerne auch mit Fäusten, er hielt sein Gegenüber fest oder griff zu Wurfgeschossen. Zwar sind solch aggressiven Übergriffe „glücklicherweise noch nicht alltäglich, trotzdem nimmt die Stadt Essen diese Entwicklung nicht einfach hin“, heißt es.
Überschaubare Kosten
So wie im Job-Center: Nach NRZ-Informationen sollen dort bald neue 100 Türen für mehr Sicherheit sorgen, Einzelbüros so miteinander verbunden werden, dass der Kollege von nebenan seiner Kollegin nebenan im Falle eines Ernstfalles schnell beispringen kann.
Nach der tödlichen Attacke auf eine Mitarbeiterin in einem Neusser Jobcenter „haben wir geschaut, wo wir die Sicherheit für unsere 900 Mitarbeiter weiter verbessern können“, bestätigte der zuständige Sozialdezernent Peter Renzel auf Nachfrage das Vorhaben, das einige Zeit in Anspruch genommen hat und wohl auch noch nehmen wird.
Eine Begehung der einzelnen Standorte sei jetzt abgeschlossen. Ziel war es, herauszufinden, wo es baulich möglich ist, Einzelbüros zu verbinden. Handelt es sich nicht um städtische Immobilien, muss der Umbau mit den jeweiligen Vermietern noch abgesprochen werden. Im September, so die Planungen, soll die Politik über das Vorhaben informiert werden. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten beginnen. „Alle wollen das“, heißt es, die Immobilienverwaltung, der städtische Personalrat und die Jobcenter-Belegschaft sowieso. Die überschaubaren Kosten für das Vorhaben könnten durchaus ein Türöffner sein: Rund 250.000 Euro sind nicht all zuviel Geld für ein vielleicht deutliches Mehr an Sicherheit(sgefühl).