Essen. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) beschäftigt 17 Schul-Sozialarbeiter, die vor allem Bühnen-Projekte an Schulen machen. Ende des Jahres läuft die Förderung aus. Das Theater soll trotzdem weitergehen, weil es künftig als Nachhilfe deklariert werden könnte.
Noch bis zum Jahr 2011 gab es an Essens Schulen insgesamt neun Sozialarbeiter, dann kam Geld aus Berlin vom „Bildungs- und Teilhabepaket“: Für zwei Jahre gesichert ist die Arbeit von 77 zusätzlichen Sozialarbeitern an Schulen. Sie arbeiten seitdem vor allem an Häusern in sogenannten Brennpunkten – bis zum Ende dieses Jahres.
Und dann? Hinter den Kulissen wird darum gerungen, zumindest Teile der Förderung aus Berlin zu verlängern. Doch beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der 17 der 77 befristet geschaffenen Stellen mit Personal besetzt, ist man sich sicher: „Wir haben eine Möglichkeit gefunden, zumindest Teile der Arbeit fortzusetzen“, kündigt Björn Enno Hermans an, der Geschäftsführer des SkF in Essen.
Theaterpädagogik ist geeignete Fördermethode
Es geht um jene Sozialarbeiter, die die Theaterarbeit vorangetrieben haben in den letzten beiden Jahren: „Theaterpädagogik ist eine sehr geeignete Fördermethode besonders für Kinder und Jugendliche, die nicht so viel Selbstbewusstsein von zu Hause mitbringen“, erklärt Sozialpädagoge Markus Heijenga. „Dass schüchterne Persönlichkeiten lernen, aus sich herauszutreten und mit lauter Stimme etwas vorzutragen.“ Auch andere Tugenden würden trainiert: Verlässlichkeit, Disziplin, Teamgeist. „Und den Erfolg“, beschreibt Heijenga, „holen sich dann die Schüler gemeinsam ab. So etwas verbindet sehr.“
Festival „Goldstücke“ mit 400 Schülern
Im Juni war in der Weststadthalle bereits zu besichtigen, welche Früchte Theaterarbeit tragen kann: Präsentiert wurde erstmals das Festival „Goldstücke“. 400 Schüler machten mit. Man hob sich bewusst ab von den traditionellen Schultheatertagen durch das soziale Selbstverständnis: „Auf der Bühne standen auch Kinder und Jugendliche, denen man Theater nicht unbedingt zutraut“, sagt Hermans. Entsprechend gab es auch eine Fachtagung während des Festivals, Thema: „Theaterpädagogik in Schule – ein Inklusionsmodell“.
Streiten üben mit Schauspiel
Für ein anderes Theaterprojekt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) können sich Grundschulen im Stadtbezirk VII (Steele, Kray, Horst, Freisenbruch, Leithe) anmelden: In „Cool bleiben - fair streiten“ kommen zwei Theaterpädagogen der Studiobühne Kray für zwei Schulstunden in sämtliche zweite Klassen des Stadtbezirks. Vorgeführt werden klassische Konflikt-Szenen – mit den Kindern werden Lösungen erarbeitet und ausgehandelt. So sollen stadtbezirksweit einheitliche Verhaltensregeln zum fairen und respektvollen Umgang miteinander eingeübt werden, an denen die Kinder mitgewirkt haben.
Die Theaterpädagogen kommen in die Klassen im Zeitraum vom 23. September bis 18. Oktober. Das Angebot ist für die Schulen kostenlos. Unterstützt wird das Projekt vom Jugendamt und der Bezirksvertretung VII.
In Abschluss-Veranstaltungen für alle Kinder werden die Ergebnisse von den Theaterpädagogen präsentiert. Diese Veranstaltungen sollen im November stattfinden in den Bürgerhäusern Oststadt und Kray sowie im Julius-Leber-Haus.
Im Juni 2014 soll es eine Neuauflage des Festivals geben. Zwölf Schulen sollen wieder mit Sozialarbeitern Stücke erarbeiten, und der Trick ist: Wieder kann Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket bereitgestellt werden. Diesmal müssen es die Schulen beantragen – über den Posten „Leistungen für Lernförderung“. Kinder aus Hartz-IV-Haushalten haben Anrecht auf drei (Grundschulen) bzw. vier Stunden pro Woche (weiterführende Schulen). Damit wird sonst Nachhilfe finanziert.
„Theaterpädagogik passt sehr gut zum Thema Lernförderung“, findet Hermans. „Lernstrategien, Sprachentwicklung, soziale Kompetenzen – all’ das wird dort geschult.“ Er ist vom Erfolg des Vorhabens überzeugt: „Die Arbeit war so klasse bislang, dass müssen wir weitermachen.“