Essen. Trotz aller Erfolge ihrer Arbeit läuft die Finanzierung von 77 Stellen für Sozialarbeiter an den Schulen in Essen Ende des Jahres aus. Was dann kommt, ist offen.
Sie sind gefragt als Ansprechpartner von Schülern, Eltern und Lehrern: 77 Jugendsozialarbeiter an den Schulen helfen in vielen Lebenslagen, sie haben dem Bürokratiemonster „Bildungs- und Teilhabepaket“ (BuT) den Schrecken genommen und Familien Vertrauen gegeben, um Kindern den Weg zu einem Schulabschluss ebnen zu können. „Dafür braucht es bestmögliche Unterstützung“, sagt Peter Renzel.
Dass die inzwischen erfolgreich wirkt, steht für den Schuldezernenten außer Frage. Schließlich sei die Zahl der Anträge auf Leistungen aus dem vertrackten Teilhabepaket kontinuierlich gestiegen, was ihrem „Herzstück“ besonders gut tut: 4113 Anträge wurden im vergangenen Jahr allein auf Lernförderung gestellt. Das sind 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ein beachtlicher Erfolg, der aus dem Engagement der Sozialarbeiter resultiert.
Das Indiz: Als „wichtigste Botschafter BuT“ werden sie stadtintern inzwischen tituliert, gelten als unverzichtbar und – blicken doch in eine unsichere Zukunft. Denn niemand weiß, wie es weitergehen soll mit der wichtigen Arbeit, wenn die Mittel des Bundes Ende des Jahres auslaufen. Es gibt Kommunen, die Arbeitsverträge zu den Sommerferien gekündigt haben, und auch in Essen ist die Lage eine ernste: Die Verträge sind befristet und laufen Ende des Jahres aus. Und dann?
Wie es weitergeht, ist offen
„Es ist offen, wie es weitergeht“, sagte Renzel auf Nachfrage: „Es wäre mehr als schade, wenn das gänzlich aufgegeben werden müsste.“ Man kämpfe derzeit auf allen Ebenen und baue auf den Städtetag, der den Bund bewegen könnte, die einst bewilligten finanziellen Mittel in Höhe von rund 800 Millionen Euro für zwei Jahre nach ihrem Auslaufen noch einmal zu verlängern. Essen standen knapp 10,6 Millionen Euro zur Verfügung. Gedacht war das Geld allerdings von vornherein nur als Anschubfinanzierung. Es ermöglichte aber eine strukturell abgesicherte Lernförderung, die es bis dahin noch nie gegeben hat, meint Renzel.
Ein Jahr nach Beginn des Projekts hat die Stadt gestern dem städtischen Sozialausschuss eine erste Zwischenbilanz vorgelegt. Dank der Jugendsozialarbeit habe sich die Kooperation der Schulen mit dem Jugendamt, mit den Eltern und weiteren Partnern in den jeweiligen Bezirken merklich verbessert. „Gleichzeitig ist aber unübersehbar: Das Einüben und Gelingen einer solchen neuen Form der Zusammenarbeit braucht Zeit.“ Dafür reiche die Frist bis Ende dieses Jahres nicht aus, sorgt sich die Stadt. Es bestehe die Gefahr, dass im vergangenen Jahr mühsam aufgebaute Kontakte künftig nicht ausreichend genutzt werden können. So sehr fungierten die Sozialarbeiter als Mittler zwischen Eltern und Schule.
Was das Bildungs- und Teilhabepaket angeht, für das die 77 BuT-Botschafter eifrig die Werbetrommel gerührt haben, geht die Stadt inzwischen von einem „sehr hohen Bekanntheits- und Nutzungsgrad“ aus: 7824 wurden für Ausflüge gestellt, 719 auf Beförderung, 17.837 für Mittagessen, 4113 auf Lernförderung, 3797 auf sportliches Fortkommen und 478 für kulturelle Angebote. Ob aber am Ende alle Kinder in den Genuss der ihnen zustehenden Leistungen gekommen sind – das kann die Stadt nicht sagen.