Essen. Die Stadt Essen stellt 80 neue Sozialarbeiter für die Arbeit mit Schülern ein. Die Offensive für mehr Bildungsgerechtigkeit wird aus Bundesmitteln finanziert.
Mit 80 neuen Sozialarbeiter-Stellen startet die Stadt jetzt eine Offensive für mehr Bildungsgerechtigkeit: Kinder und Jugendliche aus bedürftigen Familien sollen in der Schule gezielt gefördert und bei der Berufsorientierung unterstützt werden. Die erforderlichen Mittel von fünf Millionen Euro jährlich stammen aus dem Bildungs- und Teilhabe-Paket (BuT), das Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor knapp einem Jahr auf den Weg gebracht hatte.
Das Gesetz sollte Kindern von Sozialleistungsempfängern ermöglichen, an Sport-, Musik- und Kulturangeboten teilzunehmen oder bei Bedarf Nachhilfe zu erhalten. Doch die Umsetzung vor Ort lief schleppend, nur die wenigsten Betroffenen beantragten die Hilfen. Als „bürokratisches Monstrum“ bezeichnet Sozialdezernent Peter Renzel (CDU) das Gesetz an diesem Freitag im Julius-Leber-Haus in Kray. Doch das Gesetz ermögliche auch etwas, das die klamme Stadt Essen nie hätte stemmen können, „obwohl mich oft Schulleiter anrufen und sagen: ,Wir brauchen dringend, einen Sozialarbeiter oder zwei oder drei’“, wie Renzel erzählt. Nun werden es gleich 80 sein.
Um Stellen gefeilscht wie auf dem Basar
Ihre Verträge sind auf zwei Jahre befristet, und sie werden auch nicht an einzelne Schulen geschickt, schon weil dann viele Einrichtungen leer ausgingen. Vielmehr sind sie bei Freien Trägern, Wohlfahrtsverbänden und Jugendberufshilfe angestellt und sollen in den Stadtteilen „schulbezogene Sozialarbeit“ leisten. Damit soll zum einen sichergestellt werden, dass vorhandene Angebote und Netzwerke genutzt werden. Zum anderen hält Renzel nichts von einer Trennung à la „Schule macht die Bildung, für den Spaß ist die Jugendarbeit zuständig“. Beides müsse verzahnt werden.
Über den Verteilungsschlüssel sei in den Vorgesprächen gefeilscht worden „wie auf dem Basar“, verrät Renzel. Nun gehe kein Bezirk leer aus, 13 Kräfte werden stadtweit eingesetzt. Die anderen werden in den kommenden Wochen in den Schulen in ihrem Bezirk unterwegs sein, um zu ermitteln, welche Angebote dort am dringendsten benötigt werden. Neben dieser Bestandsaufnahme wird die Beratung zum Bildungs- und Teilhabe-Paket in der Anfangszeit eine große Rolle spielen.
Jugendlichen beim Start ins Berufsleben helfen
Danach sollen die Sozialarbeiter Konzepte entwickeln, die vor allem drei Ziele erreichen sollen: eine systematische Berufsorientierung für alle Schüler ab Klasse 8, eine besondere Unterstützung für Kinder mit unsicherem Aufenthaltsstatus sowie eine Förderung, die den sozialen, kulturellen und leistungsmäßigen Unterschieden innerhalb der Schülerschaft gerecht wird.
Eine anspruchsvolle Aufgabe, auf die sich Carina Droste (26) freut; die Sozialarbeiterin hat bereits in intensivpädagogischen Projekten mit Jugendlichen gearbeitet, „die schon überall rausgeflogen waren, nicht mehr zur Schule gingen – echte Knaller“. Nun wird sie in der Berufsorientierung tätig sein und hofft, Schüler früher Hilfe bieten zu können. Der Erwartungsdruck sei nach der Rede von Peter Renzel freilich hoch. Denn wie hatte der Dezernent gesagt: „Ihre Stellen laufen in zwei Jahren aus. aber wir sollten alle dafür kämpfen, dass der Bund Ende 2013 sagt: Das funktioniert so gut, das können wir nicht abschaffen.“