Im Problemviertel Bergmannsfeld bietet der Sozialdienst katholischer Frauen Essen jetzt auch eine Insolvenzberatung an. Doch man weiß schon jetzt: Die Kapazitäten werden nicht ausreichen, um der Nachfrage nachzukommen.

Das Bergmannsfeld/Hörsterfeld gehört zu einer der so genannten Problem-Lagen in Essen. Hohe Arbeitslosigkeit, viele Hartz-IV-Empfänger, hoher Migrantenanteil. Seit über 20 Jahren betreibt der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Essen dort sein Stadtteilbüro. Man kennt die Probleme im Bergmannsfeld, versucht, sie gemeinsam mit den Bewohnern anzugehen. Unter anderem gibt es seit 14 Jahren eine Schuldnerberatung für die Menschen vor Ort.

Bislang konnte diese den Betroffenen jedoch nur eingeschränkt helfen. Denn wenn ein Schuldner Privatinsolvenz anmelden wollte, musste der SkF ihn zum Schuldnerhilfeverein oder zur Verbraucherzentrale schicken, weil man selbst kein Privatinsolvenzverfahren begleiten durfte. Doch bei den genannten Einrichtungen gibt es lange Wartelisten für die Insolvenzverfahren. „Viele Betroffene, die wir zur Schuldnerhilfe oder zur Verbraucherzentrale geschickt haben, kommen außerdem dort nicht an. Sie verlagern ihr Schuldenproblem lieber“, sagt Andreas Lischka, Schuldnerberater beim SkF. Was Lischka meint: Viele seiner Klienten haben ein Vertrauensverhältnis zu ihm aufgebaut. Ihnen fällt es schwer, sich einem neuen Partner zu öffnen. Gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund sei diese Skepsis groß, so Lischka.

170 Familien werden betreut

Deshalb haben sich Lischka und seine Kollegin Birgit Fehrholz weiterqualifiziert und können jetzt als anerkannte Insolvenzberatungsstelle auftreten. „Wir wollen ein niedrigschwelliges Angebot“, heißt: „Bei uns muss niemand mit sortierten Unterlagen kommen. Wir öffnen die Briefe der Gläubiger auch gemeinsam.“

Rund 170 verschuldete Familien betreute der SkF im vergangenen Jahr in seiner Beratung. Die meisten leben von Hartz IV. Die personellen Kapazitäten für die Verbraucher-Insolvenzverfahren sind da beschränkt. Fünf bis zehn Fälle im Jahr könne man vielleicht schaffen, meint Andreas Lischka. Er und Birgit Fehrholz teilen sich eine Stelle, die von der Stadt Essen finanziert wird.

„Wir gehen davon aus, dass wir mit einer Stelle nicht auskommen“, so SkF-Geschäftsführer Björn Enno Hermans. Möglicherweise müsse man auf die Stadt zugehen, um den weiteren Bedarf aufzuzeigen.