Essen. Viele Wege führen aus dem Stadtwald ins Tal, wo die vor 1300 erbaute und vor rund fünf Jahren aufwendig sanierte Klusen-Kapelle liegt. Der Weg hinab vom „Jogger-Parkplatz“ an der Frankenstraße durch den Stadtwald ist zweifellos einer der wildromantischsten Spazierwege, den Essen zu bieten hat.
Der Weg hinab vom „Jogger-Parkplatz“ an der Frankenstraße durch den Stadtwald ist zweifellos einer der wildromantischsten Spazierwege, den Essen zu bieten hat. Unter altem Baumbestand verlaufen Pfade hinab, und es mag den Anschein haben, sie alle führten auf ein Ziel hin: Im malerischen Tal steht die aus gebrochenem Ruhrsandstein errichtete Klusen-Kapelle St. Ägidius. Sie ist eins der schönsten Kleinode der Stadt, ein magischer Ort.
Nur spärlich sickern an diesem Morgen Sonnenstrahlen durch dichte Baumkronen und tauchen Kapelle und Tal in sanftes Licht. Um diese Zeit finden sich kaum Wanderer und Jogger auf den Wegen. Und wäre da nicht die nahe gelegene Lerchenstraße, über die stetig Pendler zwischen Baldeneysee und Stadtwald rollen, man könnte sich vor der Bruchsteinmauer, die hinter Sommerflieder und Hortensien steht, im 18. Jahrhundert wähnen.
[kein Linktext vorhanden]Doch spätestens wenn man die Pforte zu der vor rund fünf Jahren so aufwendig sanierten Kapelle öffnet, findet man sich im Hier und Jetzt wieder. Moderne Sensortechnik lässt die Lampen aufglühen. Der Blick schweift über erneuerte Balken, über sachlich schlichtes Mobiliar. Stille lässt sich an diesem Ort der Andacht, der vielleicht 30 Quadratmeter misst, genießen, wenn die Tür geschlossen ist. Vor dem barocken Altarbild der „Himmelfahrt Mariens“ brennen Teelichter, die davon zeugen, dass sich auch andere Menschen dann und wann in die Abgeschiedenheit der ehemaligen „Klausnerei“ verirren.
Schlichter Neubau
Dann ist es vorbei mit der Stille: Die Tür öffnet sich. Herein kommen Ausflügler, die vom Brand im angrenzenden Restaurant „Zur Kluse“ hörten, die nun wissen möchten, wie das wieder aufgebaute Gasthaus heute aussieht. Denn Kapelle und Fachwerkgebäude, sie sind beide sehenswert. Sie sind nicht nur schön, man sieht ihnen an, da wurde mit Bedacht saniert. Mit Liebe zum Detail. Und obwohl man Komfort herstellen, die Häuser nutz- und bewohnbar machen wollte – das Alte wurde hochgehalten, betont und aufs Schönste herausgeputzt. Das mag, mit Blick auf den Denkmalschutz, nicht immer einfach gewesen sein, schmerzhafte Kompromisse waren nötig. Und doch hat es sich gelohnt. So pilgern an den Wochenenden, gerade in den Sommermonaten, wenn der Biergarten „Zur Kluse“ geöffnet hat, Spaziergänger und Radler scharenweise ins Tal am Fuße des Stadtwaldes. Umgeben vom kühlenden Wald hinter der malerischen Wiese lässt es sich aushalten auf den Terrassen. Hier jetzt noch Kies und schönere Sitzmöbel, und die Idylle wäre kaum zum Aushalten.
Einen Kompromiss ging der Wirt beim Wiederaufbau 2011 ein, auch weil ein Gasthaus heute nur mit ausreichend Raum kostendeckend ist: Das Restaurant wurde um einen Anbau erweitert. Der Architekt verzichtete darauf, einen im Fachwerk-Stil anmutenden Neubau zu errichten. Nüchtern und schlicht setzte er einen Querriegel an, der nicht ablenkt von Kapelle und Gasthaus, sondern architektonisch einen Rahmen bildet. So ist das Gebäude-Ensemble fürwahr einer der sehenswertesten Orte der Stadt.
Die Klusen-Kapelle
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