Essen. . Der Essener Hartmut Loges ist seit 40 Jahren Vorsitzender des größten Borgward-Fanclubs. Sein ganzer Stolz ist ein Isabella Coupé Cabriolet, Baujahr 1959. An der Dampfbierbrauerei werden bis Sonntag 140 Modelle präsentiert.

Die 54 Jahre sieht man der blendend aussehenden Dame nun wirklich nicht an. So aufgebrezelt wie sie, die schöne „Isabella“, da auf dem Hof der alten Borbecker Dampfbierbrauerei steht, lässt sie vor allem Männerherzen höher schlagen. Mit ihren geschwungenen Linien, dem cremefarbenen Outfit und dem ausladenden Hinterteil ist sie: Verführung pur. Doch gemach! Unser Schätzchen ist seit langem in festen Händen - in denen von Hartmut Loges (66).

Natürlich schwärmt der Essener, ein pensionierter Verwaltungswirt der Stadtverwaltung, in den höchsten Tönen von seinem Schätzchen. Über das Kult-Mobil sagt er: „Borgwards Isabella war damals das schönste deutsche Auto.“ 75 Pferdestärken bringt sein Coupé Cabrio mit den schicken Weißrandreifen auf flotte 150 Stundenkilometer. Der Neupreis lag 1959, als ein Facharbeiter gerade einmal eine Mark fünfzig die Stunde verdiente, bei steilen 14.000 Mark. „Für die meisten eine unerschwingliche Summe“, sagt Loges.

1977 hat Loges das Liebhaberstück stillgelegt

Die Beziehung zwischen dem Borgward-Fan und seiner Isabella währt schon seit 40 Jahren. Eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, fast so wie in einer richtigen Ehe. Als er sie 1973 für 8500 Mark ergatterte, da war Isabellas Lack buchstäblich ab. „Außerdem war sie von unten durchgerostet und dann hatte ich auch noch einen Motorschaden“, sagt er.

Unglaublich, aber wahr: Im Dezember 1977 hat Loges das Liebhaberstück stillgelegt, um es in mühseliger Tüftelei auf Vordermann zu bringen. Doch aus den geplanten zwei Jahren sollte eine kleine Ewigkeit werden. Fast jedes freie Wochenende hat Loges poliert. montiert und repariert. 36 Jahre später, an diesem Donnerstag, hat er seine Isabella endlich über den TÜV gebracht. Seit gestern ist sie wieder zugelassen: fürs Abenteuer Straße.

„Hören Sie mal diesen Klang!“

Auf dem neuen Nummernschild prangt: „E-BI 1959 H“, B wie Borgward und I wie Isabella. „Ich fühle mich wie ein kleiner Junge an Weihnachten“, frohlockt Loges. Als er den Zündschlüssel umdreht und der Motor seine markante Stimme erhebt, legt sich ein warmer Glanz auf seine Augen, einer, der so strahlt wie der polierte Chrom seiner Isabella. „Hören Sie mal diesen Klang!“, schwärmt er. „So kernig, so hart, einfach klasse.“

Auf dem Hof der „Dampfe“ gehört Loges’ Wagen, von dem einst nur 30 Exemplare gefertigt wurden, an diesem Wochenende fraglos zu den automobilen Highlights.

Gut 140 Borgward-Modelle werden dort bis Sonntag von ihren stolzen Besitzern präsentiert - vom berühmten Lloyd-„Leukoplast-Bomber“ über die Prachtlimousine „Hansa 2400“ bis zum skurril anmutenden, dreirädrigen „Goliath“.

700 Mitglieder weltweit

Ausrichter der sehenswerten Oldtimer-Schau ist die nach dem genial-innovativen Autokonstrukteur Carl F. W. Borgward benannte Interessengemeinschaft, die Hartmut Loges seit 40 Jahren als Vorsitzender leitet. 700 Mitglieder zählt die „IG“ weltweit . Eine der weitesten Anreisen hat übrigens Norman Williams (75), ein autoverrückter Brite aus Birmingham. In Borbeck zeigt der Ingenieur und Tüftler eine Isabella-Limousine und sagt augenzwinkernd: „Zuhause habe ich noch vier Isabellas“.

Geadelt wird das Familientreffen an diesem Samstag durch den Besuch der Borgward-Tochter Monica. Dass Borgward 1961, damals die Nummer 4 der Branche, auf mysteriöse Weise pleite ging, wurmt den „Borgwardianer“ Loges noch immer. Heute sagt er wehmütig: „Ich fühle mich fast wie Borgwards Nachlassverwalter.“