Essen. . „Isabella“ heißt Hartmut Loges große Liebe. Vor 40 Jahren gründete er ihr einen Oldtimer-Verein und bekam für sein Engagement einst das Bundesverdienstkreuz.

Wenn er von ihr erzählt, leuchten seine Augen. Hartmut Loges gerät redlich ins Schwärmen, erinnert sich mit Wehmut zurück, an die gute alte Zeit, als er diejenige kennen und lieben lernte, der er über Jahrzehnte hinweg bis heute treu geblieben ist: Isabella. Genauer gesagt: Borgward Isabella Coupé Cabrio in hellem Creme, Baujahr 1959, mit Lenkradschaltung, 75 PS und 1.500 Kubik unter der Haube – wäre sie eine Frau, sie wäre wahrscheinlich blond. Zwar ein wenig in die Jahre gekommen, aber immer noch so gut in Schuss, dass andere oft mit neidvollem Blick bemerken: „Man, was für eine geile Karre“, zitiert Loges stolz. Zum Erhalt der Borgward-Schmuckstücke gründete Loges 1973 einen Oldtimer-Verein und feiert am Wochenende sozusagen Rubinhochzeit.

Dabei hatte der 1947 in Barmstedt bei Hamburg geborene Diplomverwaltungswirt beruflich nie etwas mit Autos zu tun. Auch heute lässt er lieber seinen Kollegen an Isabella rumschrauben. „Da muss man halt ein Händchen für haben“, sagt der 66-Jährige. Seine Leidenschaft für die Modelle des Automobilfabrikanten Carl Friedrich Wilhelm Borgward wurde Loges praktisch in die Wiege gelegt. In seiner Familie fuhren alle einen „Lloyd“, der – wie die Marken Borgward, Hansa und Goliath – von 1939 bis 1961 in Bremen produziert wurde.

Erst 8.000 Mark, dann unbezahlbar

Seine Isabella, von der es so weltweit nur noch 30 Stück gäbe, sei aber mit Abstand „das schönste deutsche Auto seiner Zeit“, so Loges, der mittlerweile die dritte ihrer Art in einer Scheune in Fischlaken stehen hat. 8000 Mark legte er damals auf den Tisch, „und das war schon das Billigste“. Was sie heute, mehr als 25 Jahre und etliche Ausbesserungen und später wert ist? „Mindestens einen fünfstelligen Betrag“, schätzt Loges, der sowieso jedes noch so lukrative Angebot ausschlage, denn „sie ist unverkäuflich.“ Allein die Details sind unbezahlbar: der doppelte verchromte Aschenbecher, das gepolsterte Armaturenbrett, die roten Blinker hinten – alles serienmäßig.

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25 Jahre wartet Isabella übrigens jetzt auf ihren Einsatz, so lange wurde sie nicht ausgeführt. „Es musste bis auf die Karosserie alles erneuert werden“, erklärt Loges. Der Motor wurde überholt, Reifen und Lack erneuert – die roten Sitze aus originalem Rolls-Royce-Leder müssen noch eingebaut werden und auch die Fahrertür quietscht noch. „Es soll alles möglichst originalgetreu sein an dem Schatz“, darauf bestehe er. Und Ersatzteile werden von Händlern mittlerweile nachproduziert. Nicht zuletzt auch sein Verdienst, hat er doch aus diesem Grund 1973 die „Carl F. W. Borgward Interessengemeinschaft“ zum Erhalt der legendären Automobile gegründet. Wodurch er die Insolvenz des bis 1961 größten Arbeitgebers der Region Bremen gewissermaßen abfederte – und dafür vor 12 Jahren von Alt-Bundespräsident Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz bekam.

Den 1963 verstorbenen Carl Borgward hat Loges leider nie kennengelernt, dessen Tochter Monica wird er aber kommenden Samstag zum Jubiläums-Treffen in Borbeck begrüßen. Bis dahin muss er seine alte Lady nur noch über den TÜV kriegen. Doch zur Not würde er Isabella vermutlich auch die 17 Kilometer von Fischlaken schieben. Alte Liebe rostet ja nicht.