Essen. Fälle, in denen Kinder Bankkunden am Automaten überfallen, nehmen in jüngster Zeit in Essen zu. Die Banken sind alarmiert, haben Warnhinweise aufgehängt. Die Sparkasse Essen denkt bereits über den Einsatz von Wachpersonal nach.

Nach der jüngsten Serie von Überfällen auf Kunden an Geld-Automaten durch Klaukinder haben Essener Banken die Warnhinweise verstärkt. „Wir arbeiten fieberhaft an Konzepten, wie wir unsere Kunden besser schützen können“, sagte Sparkassen-Sprecher Volker Schleede.

Die Sparkasse Essen hat seit kurzem nicht mehr nur Warnhinweise in den Filialen aufgehängt, auch an den Bildschirmen am Automaten und dem Kontoauszugsdrucker werden sie ausgespielt. Wachpersonal, wie in Mülheim wird es vorerst in Essen nicht geben. „Wir haben das Thema diskutiert, es aber erst einmal ausgeschlossen. Wir beobachten die weitere Entwicklung“, so Schleede. Bei 130 Geldautomaten im gesamten Stadtgebiet wäre das ohnehin nur punktuell machbar. Zumal es keine direkten Tat-Schwerpunkte gebe. Zwar konzentrierten sich einige Fälle auf die Innenstadt, es habe aber auch Versuche in Rüttenscheid, Altendorf und Werden gegeben.

Immer anderes Schema

Es sei zudem schwierig, Kunden Empfehlungen auszusprechen, weil die jungen Täter immer wieder ihr Schema änderten. Mal seien es Umfragen, zuletzt der Zeitungstrick. Es gelte aber immer: Nicht ablenken lassen und im Tatfall schnell den Abhebevorgang abbrechen und Hilfe holen. „Wer sich unsicher fühlt, kann bei uns auch am Schalter Geld abheben“, so Schleede.

Bauliche Veränderungen an den Automaten wie beispielsweise Trennwände schloss der Sparkassen-Sprecher aus. Man habe die Filialen extra barrierefrei für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen mit Rollatoren um- und ausgebaut.

Eingabe-Reihenfolge geändert

Bei der Commerzbank verweist man auf die Warn-Aushänge in den zehn Filialen. Zudem habe man schon vor längerer Zeit die Eingabe-Reihenfolge am Automaten geändert, sagte ein Sprecher. So geben Kunden erst den Betrag und dann die Pin ein. So könne man nicht mehr die Auszahl-Summe manipulieren.

Überfall am Geldautomaten

Die Bildergalerie dokumentiert die miese Masche der Trickdiebinnen mit Fotos von einem Überfall am Wehrhahn am 25. Juni 2013: Die drei Diebinnen (rechts) gucken sich ihr Opfer, die 80-Jährige, hinter deren Rücken aus.
Die Bildergalerie dokumentiert die miese Masche der Trickdiebinnen mit Fotos von einem Überfall am Wehrhahn am 25. Juni 2013: Die drei Diebinnen (rechts) gucken sich ihr Opfer, die 80-Jährige, hinter deren Rücken aus. © Polizei Düsseldorf
Eine der drei nimmt Körperkontakt mit der Seniorin ein, als diese ihre Geheimzahl eingegeben hat.
Eine der drei nimmt Körperkontakt mit der Seniorin ein, als diese ihre Geheimzahl eingegeben hat. © Polizei Düsseldorf
Dann schiebt sich die Trickdiebin am Schalter vor das Opfer, um die Geldsumme eingeben und abgreifen zu können.
Dann schiebt sich die Trickdiebin am Schalter vor das Opfer, um die Geldsumme eingeben und abgreifen zu können. © Polizei Düsseldorf
Zu dritt halten die Diebinnen die ältere Frau in Schach.
Zu dritt halten die Diebinnen die ältere Frau in Schach. © Polizei Düsseldorf
Obwohl eine Zeugin der 80-Jährigen zu Hilfe kommt, greifen die Mädchen 500 Euro ab und flüchten damit Richtung Kaufhof am Wehrhahn.
Obwohl eine Zeugin der 80-Jährigen zu Hilfe kommt, greifen die Mädchen 500 Euro ab und flüchten damit Richtung Kaufhof am Wehrhahn. © Polizei Düsseldorf
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Auch die Deutsche Bank fühle sich für ihre Kunden verantwortlich. In einigen Filialen hängen Warnhinweise über den Automaten, die dort platziert werden, wo es Überfälle gab oder diese für möglich gehalten werden, darüber entscheide der Filialdirektor. Doris Nabbefeld, Sprecherin der Deutschen Bank: „Wir wollen unsere Kunden nicht verunsichern.“ Gespräche darüber, wie die Bank mit den anhaltenden Übergriffen vorgehe, laufen. Ob Wachpersonal oder Wände links und rechts vom Automaten die Lösung sein könnten, dazu sagt die Deutsche Bank derzeit nichts: „Wir haben uns aus Sicherheitsgründen entschlossen, uns nicht zu äußern.“ Nur so viel: „Die Kollegen nehmen das Thema ernst, die Mitarbeiter der Filialen sind sensibilisiert.“

Klaukinder schlugen an zwei Tagen sieben mal zu: Polizei rät zu hoher Wachsamkeit 

Allein am vergangenen Wochenende schlugen die Klaukinder sieben Mal zu. Dabei bedrängen sie Bankkunden, ihre aktuelle Masche: Sie halten dem Opfer eine Zeitung vor das Gesicht oder bespucken es, sagt Polizei-Sprecherin Tanja Hagelüken. Sie rät, sich vor Betreten der Bank umzuschauen: Wer hält sich davor auf, wer im Innenraum mit den Geldautomaten?

Wer ein komisches Gefühl hat, sollte sofort den Vorgang am Automaten abbrechen und die Polizei auch im Vorfeld informieren, bevor die Täter zugeschlagen haben. „Wenn möglich, sollten ältere Menschen in Begleitung zur Bank gehen“, sagt Tanja Hagelüken. Und: Alle Übergriffe und Versuche anzeigen.

Dazu rät die Deutsche Bank ihren Kunden ebenso, auch die Bankangestellten sollten informiert werden. Zudem können die Kunden den Auszahlungsbetrag zum Beispiel bei 50 Euro pro Vorgang festlegen. Dann könne diese Summe beim Abheben nicht einfach verändert werden, erklärt Sprecherin Doris Nabbefeld. Denn genau das tun die Täter, die die Bankkunden ablenken, während ein Komplize die Auszahlungssumme nach oben „korrigiert“.