Essen. Wahrend jüngst eine rumänische Serientäterin nach 200 Diebstählen festgenommen wurde, weil sie 14 und damit strafmündig geworden war, haben in der Essener Innenstadt zwei kleine Jungs eine Frau überfallen. Laut Polizei war das nicht ihre erste Tat.
Elisabeta (14), das Klaukind, das die Polizei monatelang beschäftigte, sitzt in Untersuchungshaft – doch die Überfälle von Kindern reißen nicht ab.
Bei einem Übergriff am Dienstag waren die Täter gerade einmal neun und zehn Jahre alt. Sie stammen offenbar aus einer Familie, einer von ihnen ist zwar in Rumänien geboren: „Mit Elisabeta und ihrer Familie haben sie aber nichts zu tun“, sagt Polizei-Sprecherin Tanja Horn.
Opfer wurde angespuckt
Die Jungen wollten die Kundin (47) einer Bank bestehlen, als die am Automaten in der Innenstadt Geld abheben wollte. Sie stellten sich nah neben die Frau, die ihre Geheimnummer tippte. Plötzlich hielt ihr ein Junge eine gefaltete Zeitung vors Gesicht und tippte auf die 500 Euro-Auszahlungstaste. Die Frau schimpfte laut und hielt den Kartenschacht zu, da spuckte einer der Jungen sie an, vermutlich um sie vom Automaten wegzulocken, so Tanja Horn. Ohne Beute flüchteten die Jungen über die Fußgängerzone.
Wenig später griffen Beamte der Wache Mitte auf der Limbecker Straße zwei Kinder auf, die mutmaßlich als Täter in Frage kommen. Die Jungen sagten nichts. Sie sind der Polizei aber bereits mehrfach aufgefallen, die sie ans Jugendamt übergab. In der Regel kommen die jungen Täter dann in ein Kinderheim. Weil das aber keine geschlossene Einrichtung ist (für die es einen richterlichen Beschluss braucht), ist es wahrscheinlich, dass sie längst wieder entwischt sind.
Senioren im gesamten Ruhrgebiet ausgeraubt
Genauso verließ Elisabeta unzählige Male das Heim, um gleich wieder ein neues Opfer zu suchen. Nun sitzt die junge rumänische Serientäterin (14), auf deren Konto mehr als 200 Vorgänge bei der Polizei gehen, in Untersuchungshaft. Erwischt wurde sie kürzlich in Dortmund beim Übergriff auf eine Bankkundin (76). „Zeugen haben das Mädchen festgehalten, bis die Polizei eintraf“, sagt Polizei-Sprecher Peter Elke.
Immer wieder hat das Klaukind in Essen und im gesamten Ruhrgebiet vor allem Senioren an Bankautomaten ausgeraubt. Hinzu kommen zahlreiche Körperverletzungen und Diebstähle – allein wegen des Alters von 13 Jahren, das sie angab, hatte die Polizei lange keine Handhabe. Nach der Untersuchung von Medizinern hätte das Mädchen 14 oder etwas jünger sein können. Schließlich wurde ihr Geburtstag festgelegt, die Tat in Dortmund hat sie demnach 14 Tage später, also im Alter von 14 Jahren begangen. Der Richter ordnete U-Haft an.
Endlich Angaben gemacht
„Nun hat sie das erste Mal die Erfahrung gemacht, dass sie von uns nicht nur mitgenommen, sondern tatsächlich eingesperrt wird“, sagt Elke. Das Mädchen solle jetzt offensichtlich erstmals eine Menge Angaben zu ihrer Familie gemacht haben, die in Dortmund leben soll.
Hinter den Taten von Elisabeta stecken wahrscheinlich organisierte Banden, die die strafunmündigen Kinder auf Diebestour schicken. Nun wird auch ermittelt, ob sie weitere Taten bereits im strafmündigen Alter begangen haben könnte.