Essen. Wo Gefahr droht, geht Finbar vor: Rüdiger Oer arbeitet seit 25 Jahren mit einem Diensthund an seiner Seite: Mit dem belgischen Schäferhund hat er schon einige Täter gestellt und manche Drogen gefunden.

Spürt Finbar einen Verbrecher auf, dann ist ein Fluchtversuch das Dümmste, erklärt Polizeioberkommissar Rüdiger Oer. Denn im Einsatz reagiert der Hund auf Bewegung und Adrenalin. Schon bei seinem ersten Fall verfolgte er einen Mann über die Gleise, der sich im Gestrüpp sicher glaubte und massiv auf Finbar eintrat. Der dreijährige Rüde reagiert aber umso heftiger, je mehr Gegenwehr der Täter leistet.

Für den Polizisten ist der Hund Kamerad und Kollege und manchmal Lebensretter. Vertrauen ist die Voraussetzung dafür. Rüdiger Oer begann 1980 bei der Polizei, wurde acht Jahre später Diensthundeführer, nennt sich selbst „Saurier der Staffel“. Finbar ist sein fünfter Diensthund, zuvor waren es Deutsche Schäferhunde, nun ein Belgier: „Beim Malinois sind Trieb und Motivation deutlich größer“, beschreibt Oer, der mit seiner Kollegin Nadine Hermecke und ihrem Diensthund Henry Streife fährt: „Wir haben manchen Ganoven von der Straße geholt.“

Sicherheit und Respekt

Finbar kommt wie Henry nicht nur als Schutzhund zum Einsatz bei Großdemos, Gewalt bei den Rockerbanden oder rund um Fußballspiele, der Rüde ist auch Spezialist: Als Rauschgiftspürhund sucht er etwa in Autos Marihuana, Heroin oder synthetische Drogen. „Nachmittags geht es oft um Rauschgift, nachts um Raub oder Prügeleien“, sagt Oer zum Arbeitsalltag. Was der Hund in diesem bedeutet: „Sicherheit – und er verschafft Respekt.“

Geht es in dunkle Häuser oder dicht bewachsene Gebüsche und es wird für die Polizisten zu gefährlich, schickt er Finbar vor. „Jeder bekommt zuvor die Möglichkeit herauszukommen“, erklärt Rüdiger Oer, der mehrfach laut ruft: „Kommen Sie raus, oder ich setze den Diensthund ein.“ Der gilt als Zwangsmittel, so wie eine Schusswaffe. Und hält den Täter so lange fest, bis der Diensthundeführer die Kampfhandlung einstellt.

Gehorsam gehört zur Grundausbildung. Hinzu kommen Nasenarbeit, Suche nach Gegenständen sowie Schutzdienst, bei dem Finbar Kollegen in dicken Schutzanzügen stellt und an der Flucht hindert: mit seinen Zähnen. Bei der Ausbildung sind Spieltrieb und Belohnung wichtig: „Das ist die Voraussetzung“, sagt Oer. Macht der Hund etwas richtig, erhält er sein Spielzeug. Für seinen späteren Einsatz muss der Hund dann auch körperlich absolut fit sein, legt zudem jährlich eine Prüfung ab, um die Diensttauglichkeit nachzuweisen.

Ruhestand genießen

Mit etwa acht bis neun Jahren wird der Rüde seinen Ruhestand bei Familie Oer genießen. Dort leben bereits sein Vorgänger, die Ehefrau, ebenfalls Polizistin, und die Töchter (6 und 9 Jahre alt). Finbar wohnt im Garten, wo er seinen Zwinger samt Schlafplatz hat. Er braucht Ruhe, muss sich zurückziehen können: „Wechseldienst und Nachteinsätze sind für den Hund anstrengend“, erklärt Rüdiger Oer. Bekommen sie Besuch, bleibt Finbar im Gartenhaus. Dorthin können ihn die Kinder bringen, sie spielen, wenn Finbar da ist, allein der Kommissar behält den Hund im Blick. Auch wenn Finbar sich zu Hause durchaus als „nettes Kerlchen zeigt“, und auch privat und Dienst unterscheidet.

„Gleichzeitig ist sein Selbstbewusstsein gravierend“, sagt Oer. Im Einsatz darf niemand in die Nähe des Hundeführers. Finbar merkt sofort, wenn der Dienst beginnt, wenn sich im Ernstfall Stimmlage und Lautstärke des Hundeführers verändern. So wie beim Reifendieb in Rüttenscheid, der unter einem Balkon lag. Liegen- oder stehenbleiben ist die beste Lösung, wenn Finbar kommt: „Aufspringen eine blöde Idee“, sagt Rüdiger Oer: „Der Täter ist fast nie schneller als der Hund“