Essen. . Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah? Mit dem Schnupperangebot “Zu Gast in deiner Stadt“ wollen Essener Hoteliers ihre Häuser auch Einheimischen schmackhaft machen. Und zum Weiterempfehlen animieren. Wo die Schwiegermutter beruhigt einquartiert werden kann, haben wir getestet.

Wohin mit der geliebten Schwiegermutter, der Erbtante oder dem Erbonkel? Wenn sich Verwandte unverhofft zur Stippvisite ankündigen, ist Stress oft vorprogrammiert: Die ei­genen vier Wände sind meist zu klein für den Besuch; die Couch will ihnen niemand zumuten. Und haben mag man die Lieben den ganzen Tag lang eigentlich auch nicht im trauten Heim, sind sie doch immer bemüht, selbst im Braten das sprichwörtliche Haar in der Suppe zu finden und „gute“ Ratschläge zu erteilen, mit deren Hilfe das Leben besser werden soll. Daher muss eine Bleibe für die Sippe her, nur welche? Im Rahmen der Aktion „Zu Gast in Deiner Stadt“ der Essen Marketing GmbH (EMG) hat sich die NRZ exemplarisch drei Hotels in der Stadt ausgeguckt und getestet, ob sich die Lieben dort wohl fühlen würden: den „Essener Hof“, das „Hotel Maximilians“ in Rüttenscheid und das „Mövenpick Hotel“ im Handelshof.

„Liebenswert mit Tradition“

1,75 Mark für ein Zimmer mit Frühstück, das war einmal. Der „Essener Hof“, nach der Klassifizierung des „Deutschen Hotel- und Gaststättenverband“ ein Vier-Sterne-Hotel, beherbergt schon seit 1883 Gäste aus aller Welt. Geführt wird es in vierter Generation von Familie Bosse. „Liebenswert mit Tradition“, lautet ihr Motto. Das Gebäude Am Handelshof 5 wirkt sehr imposant und zugleich betagt. Doch wer eintritt, entdeckt eine moderne Lobby und eine Bar, die zum Schmunzeln einlädt: Denn die Hausbar „Moonlight Express“ sieht aus wie ein Zugabteil mit urigen Koffern und Gepäckablagen. Wer am grünen Innenhof vorbeistreift und eines der 123 Zimmer bezieht, findet vor allem eins: Ruhe, mitten in der hektischen City.

Obwohl das Mobiliar im getesteten Doppelzimmer nicht besonders hervorsticht und es nur ei­ne Dusche aber keine Badewanne gibt: Die liebe Schwiegermutter würde sich im Essener Hof wohl sehr fühlen. Dafür sorgt schon alleine das üppige Frühstücksbuffet. Und der Sekt, der am Morgen inklusive ist.

„Alles, aber nicht normal“

Der Begrüßungscocktail im „Hotel Maximilians“.
Der Begrüßungscocktail im „Hotel Maximilians“. © WAZ FotoPool

Klein, aber besonders fein ist das einzige Drei-Sterne-Haus im Erbtanten-Test, das „Hotel Maximilians“. Letztere hätte wohl Freude an der persönlichen Atmosphäre im Haus. Und an den 30 liebevoll eingerichteten Zimmern. „Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt“, so heißt es im handgeschriebenen Brief auf dem Zimmer, natürlich mit persönlicher Anrede. Dazu gibt es zwei Überraschungseier. „Wir sind alles, aber nicht normal und finden Obstkörbe ein bisschen abgedroschen“, sagt Hotelmanagerin Nadine Büttner. Sie hat drei Zimmer-Kategorien im Angebot, die beste mit Nespresso-Maschine, DVD-Player, einer Ipod-Docking-Station und täglich einem Sandwich zum Mitnehmen. Die individuelle Note besticht im Haus, darunter kleine Kunstwerke im Badezimmer. Die vielen Leckereien beim Buffet sind wie gemacht fürs leibliche Wohl der lieben Tante.

Über 100 Sorten Whisky 

Wer hat’s erfunden? Die Schweizer. Nein, nicht ganz: Der Handelshof am Willy-Brandt-Platz wurde in den Jahren 1911 und 1912 von den Kölner Architekten Werner Stahl und Carl Moritz erbaut und 1913 als Hotel eröffnet. Erst seit 1983 gehört es zur schweizer Hotel- und Restaurantkette Mövenpick. Und ist somit ideal, um den Erbonkel einzuquartieren. Marmor, wohin man schaut, vier Spiegel im Zimmer und im Bad, eine gut gefüllte Minibar (mit Wein aus der Schweiz), eine Badewanne und eine Badeente – ja, das Zimmer macht einen guten Eindruck.

Schwierig wird es wohl nur dann, wenn der Erbonkel Wertsachen im Zimmersafe des Vier-Sterne-Hotels einschließen will. Denn der liegt selbst für große Menschen sehr weit oben im Kleiderschrank verborgen. Dafür ist der Mobiltelefon-Empfang trotz dicker Mauern perfekt im alten Gemäuer mit seinen 198 Zimmern. Ein Geheimtipp für den lieben Erbonkel ist „Jimmy’s Cocktailbar“ im Erdgeschoss mit über hundert Sorten Whisky im Angebot.

Die Bilanz: Etwa 700 von 2099 reservierten Betten waren diesmal bei „Zu Gast in Deiner Stadt“ belegt, 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter den Gästen: EMG-Chefin Eva Sunderbink, die gemeinsam mit drei guten Freundinnen in Mintrops Land Hotel Burgaltendorf eincheckte.

Sunderbrink zeigt sich überzeugt von der Aktion: „Man merkt, dass die einzelnen Hotels nach drei Jahren komplett in dieser Aktion angekommen sind. Sie sind sehr einfallsreich, was das Rahmenprogramm angeht und bieten – so Mintrops – eigene Führungen durch Essen an.“ 2014 soll es mit „Zu Gast in Deiner Stadt“ weitergehen. Infos zur Aktion gibt’s auf: www.zugast.essen.de

Zu Gast im Hotel Atlantic

Das Glück war ihnen im Spiel hold: Claudia Felderhoff und Florian Fuchs hatten im Gewinnspiel der NRZ je eine Übernachtung für zwei Personen im Rahmen der Aktion „Zu Gast in Deiner Stadt“ gewonnen“ – im Hotel Atlantic am Grugapark. Und waren hellauf begeistert: „Ich frage mich, warum das Hotel keinen fünften Stern hat. Denn das Frühstück war Wahnsinn – so habe ich bisher nur im Fünf-Sterne-Hotel gegessen“, betont Jessica Roth, die gemeinsam mit ihrem Freund Florian Fuchs in ihrer Stadt zu Gast sein durfte. Roth: „Ganz klasse finde ich vor allem das Farbkonzept im Hotel. Es wurden überall Grüntöne verwendet. Einfach nur toll!“ Auch wenn beide das Wellness-Angebot nicht genutzt hätten, „haben wir uns trotzdem gut erholt“, so Roth. Das Hotel würden sie und ihr Freund „auf jeden Fall“ weiterempfehlen.

Daten und Fakten zum Tourismus in Essen 

39 Hotels mit insgesamt 4041 Betten zählt der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) im Mai diesen Jahres. Dazu kommt eine Pension mit 12 Betten, 41 Hotels garnis (Hotels, die Frühstück anbieten, aber keine großen Restaurants besitzen) mit 3142 Betten, fünf Erholungs-, Ferien- oder Schulungsheime mit 801 Betten, sieben Jugendherbergen oder Hütten mit 447 Betten, zwei Vorsorge- und Reha-Kliniken mit 560 Betten sowie sechs Campingplätze mit 307 Stellplätzen. Mit fünf Sternen ist das Kettwiger Schlosshotel Hugenpoet das luxuriöseste Hotel in der Stadt. Von Januar bis Mai diesen Jahres zählte IT.NRW 538.482 Übernachtungen in Essen. Vergangenes Jahr waren es für das gesamte Jahr gerechnet 1.376.566, im Jahr davor 1.302.511 und im Kulturhauptstadt-Jahr 2010 sogar stolze 1.357.737 Übernachtungen. Infos gibt es unter: www.it.nrw.de

Neben den gewerblichen Angeboten gibt es derzeit 2.547 private Gastgeber in Essen. Sie bieten unter www.couchsurfing.org ihre Couch, Gästezimmer oder andere Schlafmöglichkeiten an.

Wer sich einen Überblick über aller Übernachtungsmöglichkeiten in Essen verschaffen will, findet auf www.essen.de un­ter „Tourismus“ einen Hotelführer, Informationen über Appartements, „Bed & Breakfast“, Gästehäuser, Jugendherbergen, Wohnmobil-Stellplätze, Campingplätze, Wohnen auf Zeit, Themenreisen, Messeangebote und den Kontakt zu Zimmervermittlungen. Ferner berät die Touristikzentrale im Handelshof unter: 19 433, 88 72 333 und 88 72 046.