Essen-Rüttenscheid. . Das Hotel Arosa in Rüttenscheid trennt sich bei einem Trödelmarkt von einem Teil seines alten Interieurs. Das traditionsreiche Haus wird Stück für Stück modernisiert – und möchte seinen Ruf aufpolieren.
„Rudi“, ein stolzer Zwölfender, wacht über eine Mischung aus Kitsch und Kuriosem, die zurzeit im Keller des Arosa-Hotels zusammengetragen wird. Dass das prachtvolle Tier in der untersten Etage eines Hauses hängt, das sich einst als „Platzhirsch“ auf dem Essener Hotelmarkt bezeichnete, könnte sinnbildlicher nicht sein.
Sanierungsstau abarbeiten
„Das muss hier alles raus, das passt nicht mehr zum neuen Arosa“, sagt Direktorin Elke Hallerbach, die im November 2011 antrat, um den Glanz der Anfangszeiten Stück für Stück zurückzubringen. Alte, aber hochwertige Dirndl und geschmacklich fragwürdige Stühle mit Kuhfell-Bezug aus den früheren „Moserstuben“ sollen bei einem großen Trödelmarkt am Samstag, 13. Juli, von 11 bis 15 Uhr ebenso neue Besitzer finden wie die grünen, alten Sessel aus der Hotel-Lobby. Aussortiertes Frühstücksgeschirr, Ölbilder und Plastik-Weihnachtsdeko finden sich ebenfalls in der riesigen, kühlen Halle. „Fürchterlich“, sagt Hallerbach und nimmt einen quietschbunten Weihnachtsmann und Kunststoff-Tannengrün aus einer verstaubten Kiste.
Als die 61-Jährige im Auftrag der „Libertas-Hotel-Management Company“ das Haus mit einem damals eher angekratzten Ruf übernahm, war ihr bewusst, dass ein hartes Stück Arbeit auf sie zukommt. Doppelzimmer wurden da für 39 Euro die Nacht vorwiegend an Bus-Reisende „verschachert“, die Oberlichter im Frühstücksraum waren mit dunklen Holz-Paneelen vernagelt, nur die Neon-Röhren spendeten künstliches Licht. „Es ist zuletzt viel schief gelaufen. Hinzu kam ein beträchtlicher Sanierungsstau“, sagt die gebürtige Kölnerin, die von Fünf-Sterne-Anlagen an der Ostsee bis hin nach Dresden in ihrem Berufsleben schon so manches Haus geleitet hat. Das Arosa soll ihre letzte Station sein, entsprechenden Ehrgeiz legt sie an den Tag.
Die ersten zwölf von insgesamt 87 Zimmern sind samt Frühstücksbereich bereits saniert. Teppiche wichen Holzfußboden, die Möbel wurden ausgetauscht, die Bäder erneuert. Alte Schinken an den Wänden wurden durch Fotografien von Industrie-Wahrzeichen ersetzt. Zudem hat Hallerbach überall rote Farbakzente gesetzt, von Möbeln bis hin zu einem rot lackierten Klavier, das im Frühstücksraum jetzt als Sektbar fungiert. 500.000 Euro wurden bereits in die Hand genommen, weitere Investitionen sollen Schritt für Schritt folgen. „Elisabeth und Dr. Klaus Jung, damals und heute Eigentümer des Arosa, wollen das Hotel durch umfassende Modernisierung wieder am Markt platzieren“, heißt es auf der Homepage dazu. „Natürlich geht nicht alles auf einmal. Zumal wir die weiteren Umbaumaßnahmen aus den Umsätzen generieren müssen“, sagt Hallerbach.
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Aus dem Restaurantbetrieb hat sich das Hotel zurückgezogen, die ehemaligen „Moserstuben“ wurden verpachtet. In jenen legendären Räumen, in denen Rüttenscheid im Arosa-Keller seine Jazz-Hoch-Zeiten erlebte, ist heute das persische Restaurant „Wafa Orient“ untergebracht.
Bei aller Veränderung soll eines erhalten bleiben: Die an sich schlichte Fassade, die abends in allen Regenbogenfarben leuchtet. Die gehört schließlich fast zu den Wahrzeichen des Stadtteils.
„Die Messe ist überlebenswichtig“
„Die Messe ist für uns überlebenswichtig“, betont Elke Hallerbach. Allein der Verlust der Fitnessmesse „Fibo“ sei für das Hotelgewerbe ein herber Schlag gewesen. Die Direktorin hofft nach einem eher mäßigen Start in 2013 vor allem auf das kommende, messereiche Jahr – und verspricht sich viel von dem Umbau: „Ich hoffe, dass die Bauzeit nicht das Messegeschäft beeinträchtigt“, sagt die 61-Jährige.
Hotel Arosa Inventarverkauf
Ein Großteil der Gäste seien Messe- und Geschäftskunden. In der mauen Sommerzeit ist vor allem die „Star Wars Celebration“ vom 26. bis 28. Juli für Hallerbach ein Hoffnungsschimmer. „Wir sind jetzt schon komplett ausgebucht“, sagt die Hotel-Expertin, die Ende Juli einen „Yoda“-Aufsteller als Liftboy ins Foyer stellt. Mittlerweile müsse man sich eben etwas einfallen lassen, um Gäste anzulocken. „Es ist nicht so, dass Essen die klassische Touristenstadt ist, wo wie in Hamburg oder Köln jedes Wochenende Übernachtungsgäste ganz von allein kommen“, weiß Hallerbach. Dabei sieht die Hotel-Expertin viel touristisches Potenzial in der Stadt insgesamt: „Essen hat mich mit seiner Schönheit auf den zweiten Blick und seiner Natur überrascht“, so Hallerbach, die sich in Rüttenscheid „ sehr gut aufgenommen“ gefühlt hat und schon zur Ehrensenatorin der Essener Prinzengarde ernannt wurde. Die feiert ihr Sommerfest am Samstag, 13. Juli, ab 15 Uhr entsprechend auf dem Arosa-Parkplatz.