Essen. Der in der jüngsten Zensus-Zählung ermittelte Einwohnerschwund ist aus Sicht der Stadt Essen nicht nachvollziehbar. Man will deshalb Antworten aus Düsseldorf. Denn im schlimmsten Fall drohen der Stadt Einnahme-Einbußen.

Der Zensus 2011 hat auch in Essen erhebliche Zweifel ausgelöst. Die Stadt hat deshalb von ihrem Anhörungsrecht Gebrauch gemacht, und die jüngste Einwohnererhebung durch das Statistische Landesamt damit auf den Prüfstand stellen lassen. „Es gibt zumindest einige Indizien, die Fragen aufwerfen“, sagte Barbara Erbslöh vom Amt für Statistik der Stadt.

Der Zensus hatte in Essen einen nicht unerheblichen Einwohnerschwund zu Tage gefördert: Demnach lebten in der Stadt zum Stichtag der Zählung (9. Mai 2011) 566.201 Menschen. Das waren über 7000 weniger als der bisherige amtliche Wert. Die Einwohnerzahl ist für Kommunen eine wichtige Einnahme-Größe – berechnen sich doch die Schlüsselzuweisungen des Landes danach. Ob Essen nun durch den Einwohnerschwund Geld verliert, ist noch nicht einmal ausgemacht. Schließlich müssen andere Städte in NRW mit noch viel höheren Korrekturen rechnen. Dennoch ist auch in Essen die Sorge vor Einbußen groß.

Zahl noch nicht amtlich festgestellt

Ob die Stadt nun auch offiziell Widerspruch gegen die neue Einwohnerstatistik einlegen wird, ist noch nicht entschieden. „Erst einmal muss die Zahl amtlich festgestellt werden. Das ist noch nicht passiert“, sagte Barbara Erbslöh. Das Statistische Landesamt konnte dazu noch nichts sagen. Dort ist man noch mit der Beantwortung der Flut der Anfragen aus den Kommunen beschäftigt. Nach Angaben einer Sprecherin haben bislang rund 100 der knapp 400 Kommunen in NRW Nachfragebedarf.

Essen zweifelt wie viele andere Kommunen bundesweit vor allem die Methodik der Zählung an. Das Verfahren ist kompliziert. Denn anders als bei der Volkszählung 1987 wurden diesmal nicht alle Bürger gezählt. Stattdessen wurden verschiedene Datensätze aus Verwaltungen und Behörden ausgewertet und mit Stichproben abgeglichen. Ein Indiz, dass die Essener stutzig machte: Der Anteil der evangelischen Bevölkerung in Essen ist laut Zensus niedriger als bisher angenommen, „obwohl sie kirchensteuerrechtlich erfasst sein müssten“, so Erbslöh.

Stadt zählt Einwohner weiter selbst

Das Anhörungsergebnis aus Düsseldorf liegt den Essenern seit wenigen Tagen vor und stimmt sie nicht gerade zufrieden. Man habe ihnen deutlich gemacht, dass die Methode nicht zu erklären ist. „Damit haben wir keine Chance, die Rechnung zu überprüfen“, beschwert sich Barbara Erbslöh.

Der Stadt bleibt ohnehin nichts anderes übrig, als ihre eigene Statistik weiterzuführen, die sich aus dem Einwohnermelderegister ergibt, wohlwissend, dass auch da Fehler enthalten sind.