Essen. . Durch den Zensus vor zwei Jahren wurden Essens Einwohnerzahlen etwas nach unten korrigiert.
Ein bisschen ist es wie bei einer jeden Inventur: Wer sich Zeit nimmt und alles mal ausführlich durchzählt, hat plötzlich neue Bestandszahlen bei der Hand. So wie die Stadt Essen, deren Einwohnerzahl im Zuge des Zensus vor zwei Jahren – jetzt müssen wir als Bürger alle ganz stark sein – noch einmal um knapp 4000 Einwohner nach unten korrigiert wurde.
Für die Zahlenexperten im städtischen Amt für Statistik und Wahlen ist das gar keine Überraschung, um nicht zu sagen: Sie haben damit gerechnet. „Schon bei der Volkszählung 1987 hatten wir Abweichungen, die sind jetzt fortgeschrieben worden“, erklärt Barbara Erbslöh, die Leiterin des Amtes, „wir waren also gewappnet“.
Unter dem Durchschnitt
Mit einer formellen Korrektur um 1,3 Prozent liegt die Stadt sogar unter dem Korrekturbedarf der Landes- und Ruhrgebietsstatistik und zum Teil spürbar unter den Abweichungen in anderen Großstädten. Und die Abweichung, sie bleibt bestehen, die Zahlen im Amt am Kop-stadtplatz werden keineswegs umgeschrieben. Auch sonst können Essens Statistiker mit dem Bevölkerungsteil der Zählstichprobe von 2011 nicht viel anfangen. Mehr Nutzen verspricht man sich dagegen von der Verknüpfung mit anderen Daten etwa der Bundesanstalt für Arbeit zum Erwerbsstatus der Essener oder von der Gebäude- und Wohnungs-Zählung, weil diese Zahlen erstmals Personen und Wohnungen miteinander verknüpft.
Diese Datenkombination steht allerdings so nur knapp zwei Jahre zur Verfügung, dann muss die Quelle gelöscht werden, das war eine der Bedingungen beim Zensus. Oder man muss die Datensätze gezielt „unschärfer“ machen. Eine dauerhafte Gebäudedatei wird es also allen Zählungen zum Trotz nicht geben.
Jeder Zehnte ist 75 und älter
Laut Zensus lebten in Essen zum Stichtag 9. Mai des vorvergangenen Jahres 566.201 Menschen, davon 295.320 und damit eine spürbare Mehrheit weiblichen Geschlechts. 228.330 Bürger sind ledig, 246.820 verheiratet oder in einer Lebenspartnerschaft, bei 46.470 ist der Partner verstorben, nahezu ebenso viele sind geschieden bzw. getrennt.
Die Beobachtung, dass die Alterspyramide dabei ist, auf den Kopf gestellt zu werden, lässt sich an den Altersgruppen ablesen: Jeder Zehnte ist bereits 75 Jahre und älter, der Anteil der Minderjährigen liegt bei etwa einem Siebtel der Bevölkerung. Einer der beiden großen christlichen Kirchen gehören nur noch 68 Prozent an, die Mehrheit ist dabei katholisch.
45 Prozent haben einen Job
Mehr als die Hälfte der Essener gehört zu den „Nichterwerbspersonen“, 45 Prozent gaben beim Zensus an, erwerbstätig zu sein, 3,5 Prozent bezeichneten sich als arbeitslos. Im produzierenden Gewerbe sind noch ein knappes Viertel der Beschäftigten tätig, der weitaus überwiegende Teil findet sein Auskommen in der Dienstleistung. Angestellte und Arbeiter machen mit 83 Prozent den Löwenanteil aus, etwas mehr als fünf Prozent sind Beamte, gut vier Prozent selbstständig mit Mitarbeitern, knapp sieben Prozent selbstständig als „Einzelkämpfer“. Die Quote der über 15-Jährigen ohne Schulabschluss: 9,4 Prozent.
Mehr als 138.000 Essener haben eine Zuwanderungsgeschichte. Von jenen knapp 80.000, die einst zuzogen, kam etwa die Hälfte zwischen 1956 und 1989. Fast die Hälfte von ihnen ist schon seit 20 Jahren und mehr im Lande, nur etwa jeder Neunte weniger als fünf Jahre. Über den Daumen gepeilt, wurzelt gut ein Drittel der Essener mit Zuwanderungsgeschichte in einem der 27 Mitgliedsländer der Europäischen Union. Ein weiteres knappes Drittel stammt aus dem übrigen Europa, ein knappes Drittel aus dem „Rest der Welt“. Auch sie alle werden älter: Jeder Zwölfte zählt schon 65 Lebensjahre oder mehr.
Elf Prozent allein im Haus
Die Essener wohnen in 89.257 Häusern mit 313.999 Wohnungen. Immerhin 14.306 Häuser stammen noch aus der Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, rund 4.300 sind 2001 und später entstanden. Die Gebäude- und Wohnungs-Zählung notierte in Essen 18.749 freistehende Häuser, 23.221 Doppelhäuser und 42.896 Reihenhäuser, letztere oft mit mehr als drei Wohnungen. Der weitaus überwiegende Teil der Immobilien gehört Privatpersonen, in 13.654 Gebäuden teilen sich Wohnungseigentümer-Gemeinschaften die Verantwortung. Die Musik ist so laut? Für 36.472 (= elf Prozent) kein Problem: Sie wohnen allein.
Mehr als 166.000 der 313.999 Wohnungen in Essen werden über eine Zentralheizung auf wohlige Temperaturen gebracht, 11.618 verlassen sich auf eine Blockheizung, 44.939 haben in einer Etagenheizung die Hand selbst am Regler. Fernwärme ist in 36.429 Wohnungen im Angebot, und immerhin 53.538 Wohnungen, das ist jede sechste, heizen mit Einzel- und Mehrraumöfen ein, zu denen auch Nachtspeicherheizungen gehören. In 516 Gebäuden mit 1.210 Wohnungen müssen sich die Bewohner offenbar mit warmen Gedanken durch den Winter retten: Laut Wohnungs-Zählung gibt es dort gar keine Heizung.