Essen. Tierschützer der „Villa Flügel“ haben im Gleisbett im U-Bahnhof am Berliner Platz eine Jungtaube entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Doch Stunden später muss das Tier noch immer völlig verschreckt an seinem Platz ausharren. „Eine Taube ist es nicht wert“, soll ein Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts gesagt haben.

Sieben Stunden soll eine Jungtaube im Gleisbett im U-Bahnhof Berliner Platz verharrt haben, während die U-Bahnen im Fünf-Minuten-Takt wenige Zentimeter entfernt an ihr vorbei sausten. Gerettet wurde sie am Ende dennoch – dank der Mitglieder des Vereins „Villa Flügel“ und der Feuerwehr, die das Jungtier befreite.

Es ist Freitagmorgen, 7 Uhr früh, als eine Passantin die Jungtaube an den Schienen der U 17 in Richtung Margarethenhöhe entdeckt, scheinbar am Leben, aber flugunfähig. Die Frau ist Mitglied im Taubenschutzverein „Villa Flügel“, der versehrten Straßentauben in einer Pflegestation in Altendorf Hilfe und Unterkunft bietet. Sie alarmiert den Verein und zugleich die Feuerwehr. „Die Feuerwehr versprach zu helfen, wenn das Tier noch leben sollte“, sagt Sibylle Schwalbe. Die Vorsitzende des Vereins eilt zum Berliner Platz und versucht das Tier mit einem Kescher zu fangen, was jedoch misslingt. „Stattdessen störte und beschimpfte uns der Sicherheitsdienst PTS, der für die Evag vor Ort war“, so Schwalbe. Es kommt zum Wortgefecht zwischen den Sicherheitsmännern und ihr, „dann haben sie gedroht, mir den Kescher wegzunehmen.“

Nur Polizei ist eingetroffen

Obwohl die Männer ihr zugesagt hätten, die Evag zu rufen, trifft kurz darauf einzig die Polizei ein. Und die Taube ist um 14 Uhr noch immer am Gleis und harrt verschreckt aus. „Ei­ne Taube ist es nicht wert“, hätte der Sicherheitsdienst laut Schwalbe gesagt. „Erst nach stundenlangen Diskussionen ist schließlich die Feuerwehr eingetroffen und hat den Vogel gerettet“, sagt Schwalbe. Eine Feuerwehrfrau habe die emotional aufgelöste Tierfreundin in den Arm genommen und gesagt: „Machen sie weiter so.“ Der ausgehungerte Vogel wird nun im Schlag aufgepäppelt.

Obwohl Evag-Pressesprecher Nils Hoffmann „das ehrenwerte Motiv“ versteht, sei das, was der Verein gemacht habe, „ein Eingriff in den Schienenverkehr“. Und der sei extrem gefährlich. „Wenn sie mit dem Kescher an die Oberleitung kommt, reden wir über 700 und nicht über 220 Volt. Das bedeutet: Man stirbt“, sagt Hoffmann. Müsse eine U-Bahn wegen der Rettung vollbremsen, seien Fahrgäste in Gefahr. „Sie könnten stürzen.“ Bei allem Verständnis für den Tierschutz gehe es nicht, dass sich Menschen ins Gleisbett begeben. Hoffmann: „Die Feuerwehr zu rufen ist immer der richtige Weg. Sie entscheidet, was zu tun ist und kann dafür sorgen, dass der Strom abgestellt oder die Züge gestoppt werden.“

„Wir sind dankbar, dass die Feuerwehr gehandelt hat und dass die Taube überlebt hat“, heißt es seitens des Vereins. Die Evag sieht davon ab, ge­gen die Tierschützer vorzugehen.