Essen. . Wegen eines Vogelnests in einem Haltestellen-Aschenbecher hatte die Essener Verkehrs AG eigens eine Bushaltestelle verlegt. Nun ist die Hälfte der Meisenküken in dem Nest verendet – offenbar kein Einzelfall in der Stadt. Tierschützer appellieren jetzt an die Entsorgungsbetriebe.

Die herzwärmende Geschichte von acht Meisenküken, die im Aschenbecher der Haltestelle Waldschlösschen in Burgaltendorf heranwuchsen, kann leider nicht mit einem Happy End erzählt werden. Naturschützerin Dorthea Keuter, die gemeinsam mit den Anwohnern auf das geflügelte Kinderzimmer hingewiesen hatte, befreite die Küken am Sonntagmorgen, vier waren zu dem Zeitpunkt bereits verendet.

„Ohne menschliche Hilfe haben die Tiere keine Chance, da lebend heraus zu kommen. Für den engen Behälter mit den kleinen Löchern sind die Flugfähigkeiten einfach noch nicht ausgereift genug“, so Keuter. Sie appelliert nun an die Essener Entsorgungsbetriebe (Ebe), die rund 500 Aschenbecher im Essener Stadtgebiet umzurüsten: „Zudem erhitzen sich die Metallgefäße bei warmem Wetter schnell, was eine zusätzliche Gefahr darstellt.“

Zwar schaffen es die Meisen-Eltern, durch die zwei „Einflug“-Löcher ihren Nachwuchs zu versorgen – die Küken schaffen es aber ohne menschliche Hilfe kaum heraus, wie sich jetzt zeigte.
Zwar schaffen es die Meisen-Eltern, durch die zwei „Einflug“-Löcher ihren Nachwuchs zu versorgen – die Küken schaffen es aber ohne menschliche Hilfe kaum heraus, wie sich jetzt zeigte. © Martin von der Garten

Entsorgungsbetrieb will Abhilfe schaffen

Nicht nur in Burgaltendorf sind die schmalen Aschenbecher mit den zwei Löchern für Meiseneltern willkommene Nistkästen. Nach der Berichterstattung meldete sich auch Yvonne Dattenberg, die das gleiche Phänomen in den vergangenen drei Jahren an der Haltestelle „Schöne Aussicht“ auf der Vittinghoffstraße beobachtete: „Die Jungvögel kamen nicht aus dem Kasten heraus und sind jedes Mal verendet. Die Innenwände waren zu glatt“, so Dattenberg.

Sie haben den Naturschutzbund darüber in Kenntnis gesetzt, passiert sei jedoch nichts. Auch in Kupferdreh, nahe der Nierenhofer Straße, überlebte von fünf Meisenküken nur eines, weiß die Burgaltendorferin Dorthea Keuter von Anwohnern.

Die Ebe signalisierte bereits, sich des Problems annehmen zu wollen: „Wir sind dankbar für den Hinweis und werden schauen, dass für das kommende Frühjahr Abhilfe geschaffen wird“, sagte ein Sprecher der Ebe. Die von der Evag wegen der Küken eingerichtete Ersatz-Haltestelle am Waldschlösschen bleibt noch bis zum 12. Juni bestehen.