Essen.. Leon Graw besitzt 30 Brieftauben und lässt sie auf Wettflügen starten. Zur Einschulung bekam er einen Taubenschlag und seine ersten Tauben. Mittlerweile ist er zwar das jüngste Mitglied im Verein, aber seine Tiere erhalten Spitzenpreise.

Leon Graw (9) ist Mitglied im Stoppenberger Taubenverein, er züchtet Vögel, die bei Wettflügen starten.

Zur Einschulung bekam Leon Graw nicht nur eine Schultüte, sondern auch einen Taubenschlag, den sein Vater baute. Das ist drei Jahre her, heute besitzt der Neunjährige 30 Brieftauben. Leon ist das jüngste Mitglied des Stoppenberger Vereins Eilbote und erfolgreicher Züchter: 2012 erhielten zwei seiner Tiere Spitzenpreise. Beim Wettflug Herbstreise landete er mit einer Taube auf Platz 30. „Er ließ bei 65 Startern damit 35 alte Hasen hinter sich“, sagt sein Großvater Joachim Skrzypczak, der Vorsitzende des Vereins.

Leon ist wohl nicht nur wegen der Erfolge eine Ausnahme im Taubensport, sondern vor allem wegen seines Alters. Viele Vereinsmitglieder gehören inzwischen eher zur Generation seines Großvaters, der ihn mit seiner Leidenschaft angesteckt hat. „Leon saß als Zweijähriger ständig im Taubenschlag“, erzählt Joachim Skrzypczak (61).

Den Hühnerstall zu einer Voliere umgebaut

Neben Opas Reich im Garten mit 70 Tieren leben dort nun auch Leons Tauben. Weil sein erster Schlag schnell zu klein wurde, haben sie den Hühnerstall umgewidmet und eine Voliere angebaut, so dass die Tiere in ihrer Unterkunft ein wenig fliegen können. Draußen ist es im Winter sehr gefährlich, sagt Joachim Skrzypczak. Die Greifvögel lauern auf dem benachbarten Zollvereingelände, so dass auch Leon schon einige Tauben verloren hat. So wie Peter, den der Habicht erwischt hat. Knut war mal zwei Monate weg und saß dann wieder auf dem Dach. „Jetzt sind es zwei Jahre, die er wieder weg ist“, sagt Leon, der keine Hoffnung mehr hat, Knut wieder zu sehen.

Fast allen Tauben hat Leon Namen gegeben. Danny erkennt er, weil der ein bisschen dicker ist. Henry hat viele blaue Flecken im Federkleid. Bei einem Züchter in Belgien holte Leon mit dem Opa seine ersten Tauben ab, darunter „Leon“. „Der ist nicht so gut bei den Preisflügen“, erklärt der junge Züchter. Weil es aber eine seiner ersten ist, bleibt Leon und lebt in Opas Schlag. Andere landen mitunter in der Suppe. Die isst auch Leon durchaus. Aber zuvor vergewissert er sich immer bei Opa, dass es keines seiner Tiere ist.

Verrückt nach Tauben

Ginge es nach Leon, würde der ohnehin am liebsten viel mehr Tauben züchten. „Er ist ganz verrückt nach den kleinen“, sagt seine Mutter Melanie Graw, die das Hobby ihres Sohnes völlig in Ordnung findet, solange der keine Tauben ins Haus schleppt. Stattdessen fährt Leon sie mit seinem Rad im Anhänger weg, damit sie nach Hause fliegen. Längere Trainingsflüge beginnen im Frühling, jeden Samstag. Bei Wettkämpfen dauert es manchmal einen ganzen Tag, bis die Tiere wieder in Stoppenberg einfliegen. Sie werden zuvor mit einem Lkw bis zu 600 km weggebracht, und Leon wartet im Garten.

„Es ist ein zeitintensives Hobby“, sagt der Großvater, der wohl öfter einspringen wird, wenn der Enkel mal aufs Gymnasium geht, sagt er. Bis dahin ist Leon verantwortlich, putzt den Schlag, füttert die Tauben: „Es ist schön, wenn sie alle zu mir kommen.“ Im Sommer verbringt er viel Zeit bei den Tieren, setzt sich mal eine Stunde einfach zu ihnen. „Am liebsten spiele ich mit den kleinen Tauben“, sagt Leon, der Leckerchen wie Erdnüsse in seinen Händen versteckt.

Genauso gern spielt Leon mit seinen Freunden Fußball oder fiebert mit, wenn Schalke auf dem Platz steht. Leons Ziel im Brieftauben-Sport: „Besser als Opa werden.“

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Von Von Robert Backhaus