Essen. Vier Jahre, nachdem in dem Schulkomplex an der Holsterhauser Straße der letzte Unterricht erteilt wurde, geht das Gelände jetzt an die städtische Wohnungsgesellschaft – für Uniklinikum, Wohnungen, Handel und mehr.
Hie und da sieht der Komplex aus wie in einem dieser Endzeitfilme: wo die Natur sich die Zivilisation zurückerobert, das Gras aus den Ritzen wächst und Unkraut sich um Geländer schlingen. Die Türen sind verrammelt und die Fenster mit Lochgitter verbarrikadiert, damit keiner im Haus Schindluder treibt – dabei lädt ein offen stehendes Eisentor zum Rundgang durch eine längst verlassene Schulwelt.
Denn schon vor vier Jahren hat die Stadt den Unterricht im Berufskolleg Holsterhausen eingestellt, danach wurde lange diskutiert, was mit dem Areal passieren soll. Am vergangenen Donnerstag nun hat die Politik Nägel mit Köpfen gemacht: Sie gab den Segen zum Verkauf des 12.500 Quadratmeter großen Grundstücks zwischen Cranach- und Rubensstraße an den Allbau. Kostenpunkt: 900.000 Euro.
Entkernung soll noch in diesem Jahr beginnen
Das klingt auf den ersten Blick nach einem Schnäppchen, doch sind bei diesem Preis diverse Abschläge berücksichtigt, unter anderem, um den alten Schulkomplex abzureißen, die Fernwärme-Leitung zu verlegen und das Grundstück baureif zu machen. Allein die vorhandenen Schadstoffe zu sanieren wird von einem Gutachter mit 940.000 Euro beziffert, weitere 800.000 Euro fallen für die Entsorgung des belasteten Materials an.
Noch in diesem Jahr soll mit der Entkernung des Gebäudes begonnen werden, parallel dazu startet der Allbau voraussichtlich im August einen Architektenwettbewerb für das Areal, denn noch ist nicht klar, w i e , sondern nur, w a s gebaut werden soll:
So soll das nahe gelegene Universitätsklinikum mit etwa 3.100 Quadratmetern ein knappes Drittel der gesamten Nutzfläche belegen – für klassische Büroräume, für ein Wohnheim, einen Betriebskindergarten und eine ärztliche Beratungsstelle, ein so genanntes „Center of second opinion“.
Unter anderem Einzelhandel sowie Seniorenwohnungen sind geplant.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Allbau ergänzt das Projekt mit einem Ärztezentrum sowie Wohnungen. Darüber hinaus sehen die Pläne Lebensmittel- und anderweitigen Einzelhandel vor sowie Seniorenwohnungen bzw. betreutes Wohnen.
Während der Bauzeit hat der Allbau durchaus mit manchen Überraschungen zu rechnen, schließlich befindet sich auf dem Grundstück ein unterirdischer Schutzraum, das Areal liegt in einem Bombenabwurfgebiet, und es gab oberflächennahen Bergbau. Zwar wurden vor einigen Jahren alle festgestellten Hohlräume verfüllt und verpresst, doch etwaige Mehrkosten sind mit dem verringerten Kaufpreis bereits abgegolten.
"Die drei Frauen"-Skulptur kehrt nach den Arbeiten zurück
Tabula rasa also an der Holsterhauser Straße. Nur „Die drei Frauen“ werden Abriss und Neubau auf dem Berufskolleg-Areal „überleben“. Die Innenhof-Skulptur wird dazu in nächster Zeit demontiert und für die Dauer der Bauarbeiten eingelagert. Später sollen sie dann – so ist es mit dem Allbau fest vereinbart – auf das Gelände zurückkehren, wohin genau, ist noch zu klären.
Das scheint irgendwie auch im Sinne der Sprayer zu sein, die sich auf dem verwilderten Gelände richtig ausgetobt haben. „Die drei Frauen“ blieben von ihnen verschont.