Essen-Holsterhausen. . 130 Bürger diskutierten über die Pläne zur Weiterentwicklung des Berufskolleg-Geländes. Ideen sehen u.a. Freilichtbühne, Mehrgenerationenhaus und individuellen Einzelhandel statt Vollsortiment vor. Ob und inwieweit die Bürger noch Einfluss nehmen können, ist unklar.
Die Stimmung, die sich ausgerechnet am sonst stillen Aschermittwoch in der Melanchthonkirche breit macht, sie hat etwas Revolutionäres. Ebenso wie die Pläne, die Moderator Peter Wehr, Vorsitzender der TVG Holsterhausen, an die Wand wirft. In vier Workshops hatten Bürger und Vertreter verschiedener Institutionen wie Interessengemeinschaft Holsterhausen Melanchthon-Gemeinde und BMV-Schule die Köpfe zusammengesteckt und ihre Vorstellung zur Zukunftsgestaltung auf dem Gelände des ehemaligen Berufskollegs Holsterhausen zu Papier gebracht.
Den vom Rat bereits verabschiedeten Bebauungsplan kritisieren sie als „eine von Männern erdachte und profitorientierte Architektur, die die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen völlig außen vor lässt“. Zu wenig Grün, zu wenig Fantasie sind die Vorwürfe, die bereits kurz nach Verabschiedung des Bebauungsplans laut wurden.
Geldfrage ausgeklammert
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Dass die Holsterhauser den Sack noch längst nicht zu machen wollen, beweisen die vollen Stuhlreihen am Mittwochabend: Rund 130 Bürger wollen mitdiskutieren - sowohl die formulierten Leitgedanken zu Themen wie Nachbarschaft, Aufenthaltsqualität und Einkaufen aber auch die konkrete Planung selbst. „Wir brauchen nach Haarzopf und Rüttenscheid nicht noch das dritte Vollsortiment-Angebot.
Viel schöner wären kleinere Läden, die ein Alleinstellungsmerkmal haben“, sagt Peter Wehr. Er regt zum „Neudenken“ an, will ebenso wie seine Mitstreiter „Herz und Seele für die Architekten konstruieren“. Die Planung sieht neben Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, einem Mehrgenerationenhaus und Gesundheitsangeboten vor allem viel Grünfläche vor.
„Wer Geld an den Anfang stellt, erstickt jede Idee im Keim“
Auf dem Plan ist eine Freilichtbühne eingezeichnet, die zum Beispiel Raum für Schulaufführungen und Gottesdienste bieten könnte. Ein Bolzplatz auf dem Dach einer U3-Betreuung, ein Aussichtsturm, ein Spielplatz, ein Walderlebnispfad und eine Tiefgarage unter dem Areal sind ebenfalls eingezeichnet: Bei einigen Ideen mag so mancher Realist die Stirn runzeln - zumal die Frage nach der Finanzierung am Mittwochabend ausgeklammert wird.
„Wer Geld an den Anfang stellt, erstickt jede Idee im Keim“, sagt Wehr. Andreas Kalipke, Vorsitzender der CDU Holsterhausen, warnt aber davor „zu viele Erwartungen zu wecken“.
„Pläne nicht in der Schublade verschwinden lassen“
Inwiefern die Bürger ihre Ideen noch einbringen können, bleibt abzuwarten. Stadtdirektor Hans-Jürgen Best stellt im Gespräch mit dieser Zeitung klar, dass der Rat als politisches Gremium der Stadt bereits entschieden habe. Die Arbeit der Bürger habe einen „ideellen Wert“ sei aber nicht weisungsgebunden.
Derzeit laufen die Verhandlung mit der städtischen Tochter Allbau, die mit der Erschließung des Filetstückes beauftragt werden soll. Nach Wunsch von Baudezernentin Simone Raskob soll das Kolleg am besten noch dieses Jahr abgerissen werden - wenn sich ein finanzstarken Investor findet.
Rainer Pflugrad, Fraktionsvorsitzender der SPD Holsterhausen, hat dennoch Hoffnung, die Ideen noch einzubringen: „Die Politik wäre dumm, wenn sie die Ideen einfach in der Schublade verschwinden lassen würde.“