Essen. Zehn Prozent der Achtklässler haben kaum messbare Kenntnisse. Insgesamt fielen die Ergebnisse der Lernstandstests in Essen schlechter aus als im Vorjahr.

Die Schülerleistungen in Essen haben sich im Vergleich zum Vorjahr spürbar verschlechtert. Das geht aus den landesweiten Lernstandstests hervor, an denen insgesamt 200 000 Achtklässler in NRW teilgenommen haben. In Essen gibt es weniger Schüler, die in den Kernfächern Mathematik, Englisch und Deutsch die beiden obersten Leistungskategorien erreichten.

Nur noch 19 Prozent der getesteten Schüler schafften in Mathematik die obersten Niveaustufen 5 und 5plus, im Vorjahr waren es noch 23 Prozent. In Englisch waren es in den beiden höchsten Kategorien 35 im Vergleich zu 46 Prozent im Vorjahr. Auffällig ist dennoch, dass Englisch das einzige Fach ist, in dem Essens Schüler in den besten Kategorien konstant über Landesdurchschnitt liegen. In Mathematik und Deutsch dagegen landet man leicht unter NRW-Niveau. Insbesondere in Deutsch sind die Essener Achtklässler in diesem Jahr deutlich schwächer als 2012. Nur 28 Prozent konnten ein vertieftes Lesen nachweisen, im Vorjahr waren es noch 40 Prozent.

Lernstandserhebungen dürften Schulstrukturdebatte in Essen befeuern

Die Lernstandserhebungen werden seit 2008 an allen NRW-Schulen verpflichtend durchgeführt. Sie dienen der Landesregierung als Qualitätsanalyse und sollen bei der Weiterentwicklung des Unterrichts helfen. Auch in diesem Jahr schneiden die Essener Schüler besser ab als der Durchschnitt im Regionalverband Ruhr (RVR), was auf die eher günstige Sozialstruktur der Stadt im Ruhrgebietsvergleich zurückgeführt werden kann. „Insgesamt sollten sich alle Essener Schulen für eine Qualitätsverbesserung einsetzen und nicht darauf ausruhen, besser als der Schnitt im Ruhrgebiet zu sein“, forderte FDP-Landtagsfraktionsvize Ralf Witzel, der die lokalen Daten bei Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) abgefragt hatte.

Die Lernstandstests dürften zudem die Schulstrukturdebatte der Stadt befeuern. So schneiden Realschüler durchweg besser ab als Gesamtschüler – selbst als jene, die das Abitur anstreben. Angesichts der Resultate sieht sich Witzel bestätigt, die Realschule zu erhalten: „Der durchschnittliche Realschüler ist leistungsstärker, selbst als die Teilgruppe der besseren Gesamtschüler in Erweiterungskursen.“ Die in Essen überdurchschnittlich vielen Angebote an integrierten Schulstandorten führten offenbar nicht zu besseren Fördereffekten.

Achtklässern fehlt noch ein Stück zur Ausbildungsreife

Mit Sorge ist zu beobachten, dass in Essen etwa zehn Prozent aller Achtklässler in Deutsch und Mathe keine messbaren oder nur sehr geringe Kenntnisse besitzen. Selbst wenn man die Lernstandserhebungen als Momentaufnahme abtut, dürfte der Weg zur Ausbildungsreife bei dieser Gruppe sehr weit sein.