Essen.. Die Lernstandserhebung des NRW-Kultusministeriums deutet bei Achtklässlern an Essener Gesamtschulen auf erhebliche Leistungsdefizite hin
Aus den 2012 vorgenommenen Lernstandserhebungen des nordrhein-westfälischen Kultusministeriums an allen achten Klassen der weiterführenden Schulen lässt sich eine bedenkliche Leistungsschwäche der Essener Gesamtschulen herauslesen. Darauf verweist der Essener FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel, der in seiner Fraktion unter anderem für Bildungspolitik zuständig ist.
„Bereits zum Wissen durchschnittlicher Realschüler haben Gesamtschüler einen erkennbaren Lernrückstand“, so Witzel. Mit Blick auf die weiter schwelende Debatte um die Gründung neuer integrativer Schulangebote dürften solche Ergebnisse nicht ignoriert werden.
Witzel: „Offensichtlich sind Einheitsschulen nicht geeignet, das Leistungsniveau und damit auch die Ausbildungsreife jugendlicher Schulabgänger zu heben.“ Über zu viele leistungsschwache Auszubildende klagt besonders die örtliche Wirtschaft in zunehmenden Maß.
Regelmäßige Lernstandserhebungen
Lernstandserhebung heißt: Regelmäßig überprüft die Landesregierung das Kompetenzniveau von Achtklässlern in vier Disziplinen: Mathematik, Deutsch lesen, Englisch lesen und Englisch hören. Dabei sind sechs Niveaustufen festgelegt. In den drei untersten Stufen fällt nicht nur eine Konzentration von Hauptschülern auf, was erwartbar ist, auch Gesamtschüler sind hier zahlreich vertreten.
So landeten etwa in Mathematik in den zwei niedrigsten Stufen 45% der Essener Hauptschüler und 19 % der Gesamtschüler, aber nur 5% Prozent der Realschüler. In der drittniedrigsten Stufe war das Verhältnis so: Hauptschüler 38%, Gesamtschüler 41%, Realschüler 26%. Gymnasiasten sind in den untersten Stufen praktisch nicht vertreten.
Realschule bereitet gut auf gymnasiale Oberstufe vor
In der Disziplin „Deutsch lesen“ ein ähnliches Bild: 60 % der Gesamtschüler verblieben in den Stufen eins bis drei, gegenüber 37 % der Realschüler und 8% der Gymnasiasten. Umgekehrt erreichten nur zwischen 10 und 17% der Gesamtschüler in den vier Disziplinen die beiden höchsten Leistungsniveau-Stufen, dies gelang aber zwischen 14 und 29 Prozent der Realschüler.
„Aus Sicht der Gesamtschulen sind das auch deshalb bedrückende Zahlen, weil das Erreichen der zwei obersten Leistungsstufen erst ein solides Abitur ermöglicht“, so Witzel. Positiv formuliert: Die Realschule bereitet nach Ansicht der FDP ausweislich der Zahlen des Kultusministeriums besser auf die Option gymnasiale Oberstufe vor als die Gesamtschule.
In Zeiten, da SPD, Grüne und auch CDU ein zweigliedriges Schulsystem mit Gymnasium und Gemeinschaftsschule anstreben, dürfte diese These strittig bleiben.