Essen. Ein Telekom-Mitarbeiter ruft einen Kunden (79) aus Essen an und verspricht ihm eine Belohnung für seine Treue. Stattdessen erhält er einen ungünstigeren Vertrag. Das Unternehmen hat sich nach wochenlangem Zögern mittlerweile entschuldigt und den Neuvertrag storniert.
Im fragwürdigen Umgang mit Senioren erweist sich die Telekom als Wiederholungstäter. Immer wieder wird bekannt, dass ältere Menschen zu Vertragswechseln überredet werden, die sie teuer zu stehen kommen.
Im Juni hatten wir von einer Dame (73) berichtet, die sich an der Haustür von einer Telekom-Mitarbeiterin hatte überrumpeln lassen. Nach einer WAZ-Anfrage stornierte der Telefonanbieter den Vertrag und versprach, sich intern um Aufklärung zu bemühen, „um so etwas künftig auszuschließen“.
Belohnung für Treue und pünktliche Zahlungsweise
Kirsten und Ralf Hagelüken würden solchen Beteuerungen gern glauben, doch ist es ihrem (Schwieger-)vater ganz ähnlich ergangen wie der 73-Jährigen Kundin. Nur wurde Hans Meier (Name geändert) nicht an der Tür sondern am Telefon Opfer eines Telekom-Werbers.
Der rief bei dem 79-Jährigen an und erwarb sich dessen Vertrauen, „weil er die letzten monatlichen Zahlungen benennen konnte“. Offenbar hatte der Anrufer also Zugriff auf die Rechnungsdaten. Trotzdem blieb Herr Meier vorsichtig: Er hatte vor einigen Jahren in kurzer Folge drei Schlaganfälle, die sein Sprachzentrum erheblich beeinträchtigt haben. „Das hört man ihm an“, sagt Ralf Hagelüken. „Aber er weist sicherheitshalber auch jeden Anrufer darauf hin.“
Der Telekom-Mitarbeiter habe darauf nur erwidert: „Das macht doch nichts, ich kann Sie ausgezeichnet verstehen.“ Im übrigen wolle die Telekom Herrn Meier für seine Treue und pünktliche Zahlungsweise belohnen und ihm ein Geschenk machen. Wenn er einverstanden sei, könne er demnächst „umsonst“ telefonieren. „Dieses Einverständnis hat mein Schwiegervater natürlich gern gegeben“, sagt Ralf Hagelüken.
Die Grundgebühr stieg erheblich
Unangenehm überrascht war Herr Meier jedoch, als ihm die Telekom nun eine Auftragsbestätigung zusandte: Er sollte einem Vertragswechsel zugestimmt haben. Der neue Vertrag ermöglichte ihm zwar tatsächlich, die einzelnen Telefonate umsonst zu führen – bloß bezahlte er diese Flatrate mit einer stolzen Grundgebühr von 29 Euro. „Dabei beliefen sich seine Telefonrechnungen bis dahin insgesamt nur auf 22 bis 24 Euro im Monat“, ärgert sich Ralf Hagelüken.
Schwiegersohn und Tochter beschwerten sich umgehend bei der Telekom, zunächst telefonisch, dann schriftlich. Wochen vergingen, ohne dass das Unternehmen reagierte. Schließlich wurde zwar der neue Vertrag storniert, die ursprünglichen Konditionen erhielt Herr Meier aber so wenig wie eine Entschuldigung.
„Es geht uns nicht um ein paar Euro, sondern darum wie die Telekom ihre Kunden behandelt“, betonen Hagelükens. Sie erwarten, dass die Daten ihres (Schwieger-)vaters künftig nicht mehr für Werbe-Anrufe verwendet werden und dass sich die Telekom bei ihm entschuldigt.
Telekom entschuldigt sich für Vorgehensweise
Nach einer Anfrage der WAZ teilte die Telekom jetzt schriftlich mit: „Selbstverständlich haben wir den Vertrag wieder auf den alten Stand gebracht.“ Und: „Wir haben mittlerweile mit Herrn Meier gesprochen und uns für die Vorgehensweise entschuldigt.“
Zumindest habe es den Versuch gegeben, bestätigen Kirsten und Ralf Hagelüken: Eine Telekom-Mitarbeiterin habe bei Herrn Meier angerufen, aber dessen Misstrauen ist inzwischen zu groß: „Er hat sofort den Hörer aufgelegt.“