Essen. . Im Jahr 2012 zogen 1036 Menschen aus China nach Essen. Damit liegt die Kommune NRW-weit auf Platz 1. Über die Gründe für die Spitzenposition kann bislang nur spekuliert werden. Mitarbeiter des vormals in Essen angesiedelten Asienhaus wollen auf jeden Fall nachforschen.

Essen dürfte für Chinesen so etwas wie der Ort des Lächelns sein: eine Stadt von außerordentlicher Anziehungskraft, für Fernöstler ein besonders attraktives Ziel im Westen mit einem ganz besonderen Yin und Yang. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Essen der Chinesen liebste Stadt in ganz Nordrhein-Westfalen ist? 1036 Zuzüge aus dem Reich der Mitte in die Ruhrmetropole registrierten die Landesstatistiker im vergangenen Jahr – so viele wie in keiner anderen Kommune des Landes. Die Hauptstadt Düsseldorf zum Beispiel bringt es gerade einmal auf 588 Zähler. Im gesamten Regierungsbezirk wurden 2478 Chinesen gemeldet. Fast die Hälfte davon landete also in Essen.

Es ist eine Zahl, die überrascht, zumal die Volksgruppe aus der Volksrepublik alle anderen Nationalitäten, selbst die aus europäischen Nachbarstaaten, ziemlich weit abgeschlagen hinter sich lässt. Allein die Polen können mit 937 Zuzügen nach Essen den Chinesen ein wenig das Wasser reichen. Danach kommt allerdings lange nichts.

Uni und FH als möglicher Grund

„Es ist eine Entwicklung, die wir seit einiger Zeit interessiert beobachten“, heißt es im städtischen Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen. Doch eine stichhaltige Erklärung dafür ist am Kopstadtplatz bislang genauso Fehlanzeige wie im Asienhaus, das von Essen nach Köln umgezogen ist. Dessen Leiter Klaus Fritsche kann auch nur Vermutungen anstellen: Die große Attraktivität der Essener Fachhochschule für Ökonomie und Management, aber auch die der Uni Duisburg-Essen könnte ein Grund für die vielen Zuzüge sein.

Fritsche will auf jeden Fall nachforschen. Womöglich liegt er so falsch nicht: 652 Chinesen zogen im vergangenen Jahr auch wieder von Essen fort, vielleicht nachdem sie ihr Studium beendet hatten.

Deutlichster Zuwanderungsüberschuss seit Jahren

Insgesamt hat die Stadt im vergangenen Jahren den deutlichsten Zuwanderungsüberschuss seit Jahren erlebt. 6331 Menschen zogen zu, 3625 fort. Nach China und Polen kamen die meisten aus Rumänien (455) und Bulgarien (288). Deutlich mehr Menschen verließen ihre krisengeschüttelten Heimatländer Richtung Essen: 234 Griechen kamen. Im Jahr zuvor waren es 154, vor zwei Jahren 73. Gefolgt von den Spaniern (213) und den Italienern, deren Zahl sich binnen eines Jahres auf 187 nahezu verdoppelte. Zum Vergleich: Nur 164 Türken verließen im vergangenen Jahr ihr Zuhause Richtung Essen. Im Jahr zuvor waren es noch 219, vor zwei Jahren 243 und in 2005 noch 327 Menschen. Ein einziger Isländer suchte sich Essen ebenfalls als Ziel aus und glich so eine Statistik-Lücke aus: Ein Landsmann war im Jahr zuvor weggezogen.