Essen. . Rolf Rüttermann ist ehrenamtlicher Ausbildungsplatz-Botschafter der IHK Essen. Bei Unternehmen wirbt er darum, mehr junge Leute auszubilden. Nur so könnten Firmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Es sind Unternehmen wie der Werbeartikelhersteller Promostore, die Rolf Rüttermann Hoffnung machen. Das Unternehmen beschäftigt fünf Auszubildende, bei 22 Beschäftigten. „Die Unternehmen stellen endlich wieder Azubis ein“, freut sich Rüttermann. Seit neun Jahren ist er ehrenamtlicher Ausbildungsplatz-Botschafter der IHK. Rolf Rüttermann stellt sich bei Firmen vor, um dort um Ausbildungsplätze zu werben. „Ich versuche Stellen, die bei den Betrieben frei sind, zu besetzen und die Chefs zu animieren, mehr junge Leute einzustellen.“

200 Unternehmen besucht Rolf Rüttermann jährlich in Essen, Mülheim und Oberhausen. Heute sind es Promostore, die LK-AG und der Groß- und Außenhandel Peter von Ohle. „Ich bin nicht überall gern gesehen, nicht alle Unternehmen wollen junge Leute ausbilden.“ Umso mehr freuen ihn da die Nachrichten, die er von Promostore-Geschäftsführer Tobias Gottwald zu hören bekommt. „Wir haben noch einen Ausbildungsplatz zum Groß- und Außenhandelskaufmann frei und suchen fleißig“, so Gottwald. Seit der Unternehmensgründung vor neun Jahren habe man immer viel Wert auf Ausbildung gelegt. Aber nicht das alleine macht Promostore für Rolf Rüttermann zu einem „optimalen Ausbildungsunternehmen“. „Hier werden die junge Leute übernommen und stehen nicht plötzlich auf der Straße.“ Für Tobias Gottwald eine logische Schlussfolgerung. „Warum qualifizierte Kräfte von außen einkaufen, wenn wir sie doch selber ausbilden?“

Motivierte Auszubildende sind Mangelware

Firmen sollen sich attraktiv verkaufen

Eine aktuelle Umfrage der IHK hat ergeben, dass ein Fünftel der Unternehmen seine angebotenen Ausbildungsplätze nicht vergeben konnte. Von diesen gaben 83 Prozent als Hauptgrund die mangelnde Qualifikation der Bewerber an.

Ginge es nach Rolf Rüttermann, müssten sich aber gerade die Unternehmen im Wettbewerb um qualifizierte Azubis viel mehr anstrengen. Oft höre er von Personalchefs: Wir finden nicht die richtigen Leute. „Aber qualifizierte Schulabgänger wählen die Firmen sehr genau aus, die müssen nicht irgendwas nehmen“, sagt Rüttermann. „Da muss man sich als Unternehmen auch attraktiv verkaufen.“ Eine einfache Anzeige reiche da schon lange nicht mehr. „Den sozialen Netzwerken gehört die Zukunft, auch bei der Azubi-Suche“, weiß Rüttermann.

Die Zahl der abgeschlossen Ausbildungsverträge liegt im IHK-Bereich Essen, Mülheim, Oberhausen Ende Mai bei rund 2000. Das sind zum Vorjahr lediglich minimale Verluste.

Für Rüttermann ist das eine Lösung, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. „Wobei ich gar nicht verstehen kann, dass die Unternehmen überhaupt darüber klagen“, so der IHK-Botschafter. Schließlich würden die Firmen doch ihre eigenen Fachkräfte ausbilden.

„Es ist schwieriger geworden, motivierte Azubis zu finden“, sagt Lothar Spendel, Aufsichtsrats-Vorsitzender des Veranstaltungstechnikers LK-AG. Das Unternehmen, das andere Firmen auf Messen oder Events präsentiert, wirbt auch in sozialen Netzwerken um Azubis. „Damit fahren wir sehr gut.“ Außerdem ist ein einwöchiges Praktikum für Bewerber mittlerweile Pflicht geworden. „So kann man sehen, wer diesen Job wirklich machen will“, erklärt Anja Bertamini, Abteilungsleiterin für Marketing und Vertrieb. Acht Azubis beschäftigt die LK-AG zur Zeit und auch zum Ausbildungsbeginn im Juli sind die Verträge mit drei neuen Azubis bereits unterzeichnet.

"Unternehmen rücken Ausbildung und Azubis in den Fokus"

Fortbildung mit Ausblick

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    Auch der Besuch bei Peter von Ohle verläuft für den Ausbildungsplatz-Botschafter erfreulich. „Wir haben drei Azubis und stellen zum 1. August auch wieder ein“, sagt Ausbilder Marcus Janisch. „Vor einigen Jahren war der Job wesentlich schwieriger“, erinnert sich Rolf Rüttermann. Da habe er um jeden Azubiplatz kämpfen müssen. „Die Unternehmen rücken die Themen Ausbildung und Azubis wieder verstärkt in den Fokus.“