Essen. Mit einer ungewöhnlich persönlichen Rede lobte der Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger die Universität Duisburg-Essen. Er betonte beim Festakt anlässlich des Fusions-Jubiläums dabei besonders die Durchlässigkeit und Chancengleichheit, die die Hochschule biete.
Eine Gratulationsrede in überraschend persönlichem Ton hat Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger zum zehnten Geburtstag der fusionierten Uni Duisburg-Essen gehalten. Hiesinger sprach am Mittwochabend beim offiziellen Festakt der Hochschule vor rund 500 geladenen Gästen. Auch NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze und die Präsidentin der Landesrektorenkonferenz, Ursula Gather, waren vor Ort.
Durchlässigkeit und Chancengleichheit
Die Uni Duisburg-Essen hat sich Bildungsgerechtigkeit als eines ihrer Charakteristika auf die Fahnen geschrieben – an keiner Uni in Deutschland studieren mehr Frauen und Männer, deren Eltern keine Akademiker sind. In Duisburg und Essen sind es insgesamt rund 50 Prozent der Studenten. „Wir können stolz darauf sein, dass an dieser Universität so viele so genannte Erst-Akademiker studieren“, erklärte Hiesinger.
„Ich gehöre auch zu den Erstakademikern, denn meine Eltern hatten einen Bauernhof – in jeder Hinsicht war das fernab von der nächsten Universität.“ Hiesinger, Jahrgang 1960, hat an der Technischen Uni München Elektrotechnik studiert. „Die Uni Duisburg-Essen“, lobte Hiesinger, „macht möglich, was unsere Gesellschaft braucht: Durchlässigkeit und Chancengleichheit.“
Der Thyssen-Krupp-Chef hatte seine Festrede mit dem Titel versehen: „Uni Duisburg-Essen – der Hörsaal für unsere Wirtschaftskraft von morgen“. Hiesinger stellte klar: „Von keiner anderen Universität rekrutiert Thyssen-Krupp mehr Absolventen als von der Uni Duisburg-Essen.“
Verstärkt auf Vernetzung und Interdisziplinarität setzen
Hiesinger betonte das Forschungs-Engagement der Hochschule, zum Beispiel in den Nano-Wissenschaften: „Für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland ist das Thema eine absolute Schlüsseltechnologie.“ Der Thyssen-Krupp-Chef lobte den Rektor der Uni, Ulrich Radtke, auch persönlich für dessen Aktivitäten im Einwerben um Fördergelder, zum Beispiel für das Deutschlandstipendium: „Die staatlichen Mittel reichen für die Unis nicht aus. Lieber Professor Radtke“, sagte Hiesinger, „Sie haben frühzeitig diese Herausforderungen erkannt und sich Alternativen zur staatlichen Finanzierung gesucht.“ Hiesiniger erinnerte an die Auszeichnung „Fundraiser des Jahres“, die Radtke im Jahr 2012 zugesprochen bekommen hatte.
Hiesinger mahnte an, künftig noch stärker auf Vernetzung und Interdisziplinarität zu setzen, besonders in den technischen Disziplinen. Nur so könne man weltweit langfristig konkurrenzfähig bleiben.
Uni-Rektor Ulrich Radtke betonte, dass die Uni Duisburg-Essen die „Chancen der Fusion genutzt“ habe: „Sie wirkte wie ein heilsamer Schock, weil sie alles in Frage gestellt hat und uns viel beweglicher gemacht hat.“