Margarethenhöhe. . Rainer Metzendorf, Enkel des Gartenstadt-Architekten, referierte auf der Margarethenhöhe über das Lebenswerk seines Großvaters und erläuterte die Auswirkungen auf den Städtebau des 20. Jahrhunderts.

Einen ganz besonderen Gast hatten die Organisatoren der Vortragsreihe „Die Gartenstadt Margarethenhöhe in Essen. Architektur und Geschichte“ zur dritten Veranstaltung eingeladen. Rainer Metzendorf (71), Architekt, und Stadtplaner, war auf Einladung des Ruhr-Museums und der Margarethe-Krupp-Stiftung Gast im Kleinen Atelierhaus.

Vor rund 70 Zuhörern referierte der Enkel von Georg Metzendorf, Architekt der Gartenstadt, über die „Margarethenhöhe im Kontext der europäischen Gartenstadtbewegung“.

Gute Resonanz

„Die Tatsache, dass Stühle nachgeholt werden müssen, gibt einem als Veranstalter natürlich ein gutes Gefühl“, freute sich Heinrich Theodor Grütter, Chef des Ruhr-Museums, über die gute Resonanz. Der Raum, in dem seit 2012 eine Ausstellung mit Bildern, Zeichnungen und Gegenständen aus dem Nachlass Georg Metzendorfs zu sehen ist, bot das passende Ambiente, sich mit dem Lebenswerk des innovativen Planers zu beschäftigen.

„Die Pilotprojekte der deutschen Gartenstadtbewegung waren die Margarethenhöhe und die Genossenschaftssiedlung Hellerau vor den Toren von Dresden“, erläuterte Rainer Metzendorf, der über das Lebenswerk seines Großvaters promoviert hat. Rainer Metzendorf lebt und arbeitet in Mainz, verwaltet dort das Archiv Metzendorf.

Bezahlbarer, hygienischer Wohnraum

Die Margarethenhöhe habe als Ensemble gravierende Auswirkungen auf den Städtebau des 20. Jahrhunderts gehabt. „Die Entstehung des Gesamtkunstwerks war nur möglich, weil mein Großvater per Regierungserlass von den Baugesetzen befreit war und seine Idealstadt, von der Verkehrsplanung bis zu den Tapeten in den Wohnungen, gestalten konnte“, betont Metzendorf. Er selbst habe nie in Essen gelebt, komme aber immer wieder gern, um das Werk seines Großvaters zu betrachten. „Und aus alter Verbundenheit habe ich auch eine Frau aus Essen geheiratet“, lacht der Architekt.

Seinem Großvater sei es darum gegangen, im Rahmen der privaten Stiftung bezahlbaren, hygienischen Wohnraum zu schaffen - und zwar für alle Gesellschaftsschichten, für Arbeiter, Angestellte, Handwerker und Beamte.

Nicht nur für Krupp-Mitarbeiter

Der Stadtplaner räumt auf mit dem Vorurteil, dass die Gartenstadt nur für Krupp-Mitarbeiter gedacht war. „Es durften höchstens 50 Prozent Kruppianer einziehen.“ Viele Architekten hätten Anfang des 20. Jahrhunderts wenig Interesse gezeigt, sich mit sozialem Wohnungsbau zu beschäftigen. „Die bauten lieber Villen für die reichen Unternehmer“, so Metzendorf.

Metzendorf verglich die Margarethenhöhe mit anderen deutschen und englischen Gartenstadt-Siedlungen, stellte aber auch Arbeitersiedlungen in Manchester vor: „In der Industriegesellschaft waren Tiere teils besser untergebracht als Menschen. Das zu ändern, war Ziel meines Großvaters.“