Essen. Im neuen Förderturmhaus 2 im Ostviertel werden Schüler nach der Schule weiter betreut. Zwei Essener Stiftungen stemmen das Projekt.

In den ehemaligen Jugendtreff an der Hammacherstraße im Ostviertel ist wieder Leben eingezogen - wieder junges Leben. In kunterbunten Buchstaben steht an der Fassade des rund hundert Jahre alten Gebäudes, was drinnen künftig Programm ist: Förderturmhaus 2. In dem Haus sollen künftig bis zu 100 sozial benachteiligte Kinder aus dem Stadtteil nach der Schule betreut und – wie der Name sagt – gefördert werden. Am Mittwoch wurde es vom gleichnamigen Verein „Förderturm - Ideen für Essener Kinder“ offiziell übergeben.

Die ersten beiden Gruppen mit jeweils zehn Kindern sind schon angekommen. Ausgesucht wurden sie gemeinsam mit Grundschule und Jugendhilfe. Es sind meist Kinder aus einkommensschwachen Familien, Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, die im Ganztag nicht betreut werden können, aber auch stille Kinder, deren Talente erst geweckt werden müssen. Der Strauß ist bunt, jedes Kind anders, sagt Leiterin Cornelia Kreybeck. Deshalb soll jedes Kind so individuell wie möglich gefördert werden. Zwei Betreuer kümmern sich um eine Gruppe mit zehn bis 15 Kindern. „Das kann der offene Ganztag gar nicht leisten“, so Cornelia Kreybeck.

Anti-Aggressions-Training für Neuankömmlinge

Sie erledigen mit den Kindern Hausaufgaben, basteln gemeinsam. Es gibt Internetkurse, Kochkurse. Und es gibt Ruheräume, in denen die Kinder entspannen sollen. Ohnehin muss jedes neue Kind, das ins Förderhaus kommt, erstmal ein Anti-Aggressions-Training absolvieren. „Das fördert die Sozialisation im Haus“, sagt Cornelia Kreybeck. Der Verein Förderturm betreibt das gleiche Projekt seit 2008 auf dem Gelände der Zeche Carl – komplett in Eigenregie und eigener Finanzierung. Für das Förderturmhaus 2 hat sich der Verein finanzkräftige Unterstützung gesucht: Die Anneliese-Brost-Stiftung kaufte das leerstehende Haus der Stadt ab und sanierte es für insgesamt 2,3 Millionen Euro. Der Schriftzug an der Fassade des Hauses erinnert an die verstorbene Ehefrau des WAZ-Gründers Erich Brost. Die Stiftung überlässt dem Verein die Räume zudem mietfrei.

Mit im Boot ist auch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Sie übernimmt für zunächst drei Jahre die Kosten für Personal, Essen und Lernmittel. Und schließlich steuert die Stadt zwei Betreuerstellen bei. „Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten leerer Kassen“, wie Vereinspräsident Armin Holle betonte.

Bis 2015 soll das Haus komplett bezogen sein: mit 100 Kindern und 14 Erziehern.