Essen. . Die Bewegungspädagogin Ursula Kemper sieht ihren Ruf beschädigt, weil Unbekannte ihre E-Mail-Adresse gekapert haben und darüber falsche Bettel-Briefe verschickt wurden. Schlimmer noch: Eine Freundin wollte der Essenerin helfen und überwies nach der Mail Geld, das jetzt möglicherweise verloren ist.

Als Ursula Kemper morgens ihren ersten Kurs abhielt und ihr eine Teilnehmerin schon aufgeregt mit einer ausgedruckten E-Mail entgegenkam, ahnte die Rüttenscheider Bewegungspädagogin schon Schlimmes. „Offenbar ist um 8.15 Uhr jemand in meinen E-Mail-Account eingedrungen und hat an meine über 500 Kontakte eine Bettel-Mail verschickt“, ist Ursula Kemper fassungslos.

In der ohne Anrede versandten E-Mail, die etliche Rechtschreibfehler enthält, weist die angebliche Absenderin, die mit „Ursel“ unterzeichnet, darauf hin, dass sie im englischen Bristol ihre Tasche samt Reisepass und Kreditkarte verloren habe. Sie müsse jetzt Flugticket und Hotel bezahlen und bitte deshalb dringend um Überweisung von 2000 Euro zu einer bestimmten Bank.

Ruf massiv beschädigt

Die Mail enthält einen Zahlendreher in Kempers Telefonnummer, in Internet-Adresse und E-Mail-Kontakt fehlen jeweils Buchstaben. Als Ursula Kemper nach der Rückmeldung aus ihrem Umfeld in ihre Mails sah, waren samtliche Kontakte gelöscht. „Zum Glück tauchten die Mails im Eingangsregister nachmittags wieder auf, die gesendeten sind allerdings verschwunden“, so Kemper, die seit 31 Jahren freiberuflich als Bewegungspädagogin nach der Dore-Jacobs-Methode unterrichtet.

„Natürlich sehe ich durch eine solche Bettel-E-Mail meinen Ruf massiv beschädigt. Und das Schlimmste: Eine Freundin hat den Hilferuf für echt gehalten und tatsächlich über 500 Euro überwiesen“, ist die Bewegungspädagogin schockiert. Ob man das Geld über die Bank, zu der Kemper auf jeden Fall Kontakt aufnehmen will, wiederbeschaffen könne, sei ungewiss.

„Extrem unangenehm“

Die Bekannte habe per SMS bei ihr nachgefragt, ob sie das Geld erhalten habe. „Das ist alles extrem unangenehm und ich weiß gar nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll“, sagt Kemper, die letzte Nacht vor lauter Aufregung kaum schlafen konnte. Sie wundert sich, dass man die Mail trotz aller Ungereimtheiten ernst genommen habe.

Sie unterzeichne nie mit „Ursel“ und sei eigentlich Grund- und Hauptschullehrerin, die keine Mail mit solchen Rechtschreibfehlern verschicke. Insgesamt habe sie rund 50 Rückmeldungen aus ihrem Umfeld erhalten.

Bei der Polizei hat Ursula Kemper Anzeige erstattet. Dort habe man ihr allerdings wenig Tipps gegeben. Sie solle einen Virenscanner nutzen und in ein paar Tagen melde sich ein Internet-Experte bei ihr, sei ihr versprochen worden.