Essen. . Die Emschergenossenschaft will bis 2018 die Berne und ihre Bäche vom Abwasser befreien und renaturieren. Der Umbau des Systems kostet knapp 300 Millionen Euro und muss bis spätestens 2018 fertiggestellt sein. Dann wird die Emscher auf Knopfdruck die Abwässer des nördlichen Ruhrgebiets aufnehmen.

Nach wenigen Metern ist es um das Bächlein geschehen: Am Ende der kleinen Wiese an der Richard-Wagner-Straße im Südviertel verschwindet das noch unberührte Nass der Berne in einem dunklen Abwasserrohr. Wenige Kilometer weiter nördlich an der Grillostraße, unweit des alten Kirmesplatzes, erblickt der Bach wieder das Tageslicht – als stinkende Kloake, gefüllt mit dem Abwasser der Essener Innenstadt. Und bis zur Mündung in die Emscher bei Bottrop-Ebel bleibt es bei der in Beton gefassten offenen Köttelbecke, die weiter gefüllt wird vom Borbecker Mühlenbach, dem Sälzerbach, dem Pausmühlenbach und dem Stoppenberger Bach. Dieses Berne-System, über das gut 320.000 Menschen ihr Abwasser entsorgen, steht vor dem größten Umbau, seit die Flüsse und Bäche im Ruhrgebiet vor über 100 Jahren aus ihrem natürlichen Bett gerissen und den industriellen Bedürfnissen des damals sprunghaft wachsenden Ruhrgebiets angepasst werden mussten.

300 Millionen für Umbau des Bernesystems

40 Bach-Kilometer sollen sich wieder zu natürlichen Landschaften wandeln, zu plätschernden Gewässern an grünen Ufern. Ein Megaprojekt: Bis 2020 will die Emschergenossenschaft knapp 300 Millionen Euro in den Umbau des Bernesystems stecken. „Dieses Projekt wird das Bild der Stadt wesentlich verändern“, sagte gestern Essens Umweltdezernentin Simone Raskob, die das Projekt gemeinsam mit der Emschergenossenschaft vorstellte.

Die Zeit drängt: Spätestens 2018, wenn mit einem großen Knopfdruck der neue Emscherkanal erstmals das Abwasser des nördlichen Reviers aufnehmen wird, müssen auch für die Berne alle Rohre liegen, dazu alle Regenwasserbehandlungsanlagen und Überlaufbecken angeschlossen sein. „Eine Herausforderung“, wie Emanuel Grün, technischer Vorstand der Emschergenossenschaft, betonte.

2014 starten die Kanalbauer am Sulterkamp

Zum Vergleich: Bislang wurden gerade einmal fünf Kilometer im Oberlauf des Pausmühlenbachs und des Borbecker Mühlenbachs saniert und – wirklich ansehnlich – renaturiert. Künftig wird das Bautempo ein anderes sein: Während am Mühlenbach in Altendorf bereits gegraben wird, steht ein weiterer Abschnitt in Frohnhausen noch dieses Jahr an, 2014 starten die Kanal-Bauer entlang der Berne, beginnend am Sulterkamp, wo der Borbecker Mühlenbach in die Berne mündet. 2015 folgen die Abschnitte bis hinauf zur Grillostraße. Die bis zu 3,60 Meter großen Abwasserrohre werden im unterirdischen Vortrieb durch den Mergel gepresst, mancherorts in 40 Metern Tiefe.

So beansprucht der Kanal auch die meisten Ressourcen: Fast 260 Euro kostet das unterirdische System, die ab 2018 folgende ökologische Umgestaltung, die Erschließung für Radler, Spaziergänger oder spielende Kinder gerade einmal 28 Millionen Euro.

Grünes, durchgängiges Wegesystem

Aber was für eine Chance für den Essener Norden: Entlang der Bäche plant die Stadt ein grünes und durchgängiges, 25 Kilometer langes Wegesystem, dazu werden alte Rohre entfernt, die Gewässer entschlammt und Barrieren beseitigt. Der Sälzerbach soll mit dem Oberflächenwasser des Krupp-Parks und dem Regenwasser des Thyssen-Krupp-Quartiers über einen kleinen Kanal gespeist werden, ebenso über den Überlauf des neuen Niederfeldsees.

Der alte Nordpark soll wieder belebt und ansprechender begrünt werden, ebenso wie das Regenwasser von den Dächern des Uni-Viertels künftig die renaturierte Berne füllen soll, vielleicht sogar über einen kleinen Quell-See gegenüber der Universität.

Und die Ur-Quelle? Immerhin: Stadt und Emschergenossenschaft wollen sie sichtbar machen und neu gestalten. Aber, leider, am Ende der Wiese bleibt es beim Abwasserrohr.