Essen. . Die Arbeitsagentur in Essen startete im März eine Umschulungs-Initiative: Pflegekräfte werden verzweifelt gesucht. Doch viele Bewerber erhalten keinen Bildungsgutschein für eine Qualifizierung, klagt ein Bildungsträger. Dabei verfügt die Agentur über 14 Millionen Euro jährlich für Qualifizierungen.

Pflegekräfte werden händeringend gesucht, weshalb die Agentur für Arbeit in Essen erst im März eine Umschulungs-Initiative startete: Bis 2015 sollen 75 Arbeitslose für einen Wechsel in Pflegeberufe gewonnen werden. Insgesamt verfügt die Agentur jährlich über etwa 14 Millionen Euro für Qualifizierungen.

Beim Bildungsinstitut im Gesundheitswesen (Big) fragt sich man sich, wo das Geld landet: „Wir hatten 20 geeignete Bewerber für eine einjährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz: Nur fünf bekamen einen Bildungsgutschein“, sagt Ute Galonski (Big). „Daher mussten wir den Start der Ausbildung von Mai auf September verschieben.“

Viele Bewerber mit geringen Schulabschlüssen oder Migrationshintergrund

Galonski ärgert das: „Wir haben viele Bewerber mit geringen Schulabschlüssen oder Migrationshintergrund, für die ist diese Ausbildung eine große Chance.“ Der erste Jahrgang ende im August, und die 13 Teilnehmer könnten wählen, ob sie in Altenheim, Klinik oder ambulanter Pflege starten; zwei haben bereits Arbeitsverträge in der Tasche. „Es sollte im Sinn von Agentur und Jobcenter sein, weitere Leute aus dem Sozialbezug zu holen.“

Menschen wie Nadine W., die 23 Jahre alt ist, die Hauptschule besucht und danach als Aushilfe gejobbt hat: „Ich hatte mich so über die Zusage für den Kurs gefreut – aber dann bekam ich bei der Agentur für Arbeit keinen Bildungsgutschein.“ Für Agentur-Sprecherin Heike Börries ist das kein Wunder: „Wenn jemand relativ jung ist, bemühen wir uns, ihn in eine reguläre Ausbildung zu vermitteln.“ Das sei auch mit Hauptschulabschluss möglich: „In diesem Beruf kommt es mehr auf Haltung und Herzblut als auf die Mathenote an.“ Darum werde die Agentur Nadine W. gern helfen, eine Lehrstelle zu finden.

Bewerber haben oft Vermittlungserschwernisse

Ute Galonski kann die Auskunft in diesem Fall verstehen: „Ich weiß, dass bei Leuten unter 25 erstmal auf dem ersten Arbeitsmarkt geschaut wird. Aber unsere Bewerber haben oft Vermittlungserschwernisse und kassieren bei Arbeitgebern nur Absagen.“ Sie weiß, dass für diese Bewerber meist nicht die Arbeitsagentur zuständig sei, sondern das Jobcenter.

„Nur werden in jüngster Zeit auch dort oft keine Bildungsgutscheine für unsere Kurse vergeben – obwohl alle vom Pflegenotstand reden.“ Sie könne sich das nur mit sinkenden Mitteln für die berufliche Eingliederung erklären: Der einjährige Kurs kostet 3000 Euro, und das Jobcenter muss in dieser Zeit auch das ALG II weiterzahlen.

Tatsächlich sind die Bundesmittel für Eingliederung von 81 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 47 Millionen in diesem Jahr gesunken, bestätigt Jobcenter-Sprecherin Heike Schupetta. Trotzdem wolle man 2000 Bildungsgutscheine ausgeben. „Aber die Qualifizierungen sind teuer, darum müssen in jedem Einzelfall prüfen, wie die Aussichten des Kunden sind, die Ausbildung zu schaffen und dann eine Stelle zu finden.“