Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen wollte gerne die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen zu Altenpflegerinnen umschulen. In Essen hat das jedenfalls nicht geklappt. Nur eine der über 100 ehemaligen Schlecker-Frauen hat sich für den Beruf interessiert, so die Arbeitsagentur.

Für Agentur-Chef Torsten Withake kein Grund, das Thema generell zu den Akten zu legen. Denn gerade in der Pflegebranche werden Fachkräfte immer dringender gesucht. Deshalb startet die Essener Arbeitsagentur dieses Jahr eine Umschulungsinitiative. Bis 2015 sollen mindestens 75 Arbeitslose dafür gewonnen werden, in den Pflegeberuf zu wechseln. „Wenn es mehr werden, umso besser“, sagt Withake. Insgesamt stehen der Arbeitsagentur für Umschulungen und Qualifizierungen dieses Jahr 14 bis 15 Millionen Euro zu Verfügung - etwas mehr als im vergangenen Jahr. Die Arbeitsvermittler werden in den nächsten Wochen und Monaten Arbeitslose verstärkt auf dieses Thema ansprechen. Derzeit sind nach Angaben der Arbeitsagentur in Essen mindestens 50 Stellen in der Branche unbesetzt.

Fast eine Jobgarantie

„Es wird schwieriger, genügend geeignete Bewerber zu finden“, bestätigt Bernd Hoffmann, Leiter des evangelischen Altenpflegeheimes Bethesda in Borbeck. Auch weniger junge Leute entscheiden sich für eine Ausbildung zum Altenpfleger. Zwar verspricht der Beruf eine nahezu hundertprozentige Jobgarantie. Allerdings schrecken Arbeitszeiten im Schichtdienst und die psychischen und physischen Belastungen viele auch ab. Oftmals sei der Beruf aber auch durch Vorurteile belastet, so Hoffmann. Schwarze Schafe in der Branche tun ihr Übriges.

Dabei hat der Kampf um Mitarbeiter in der Pflegebranche erst begonnen. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um über 20 Prozent steigen. Gleichzeitig werden über 2000 Pflegekräfte fehlen, wenn sich an den heutigen Gegebenheiten nichts ändert.