Essen. Der Tüv Nord und die Stadt Essen liegen im Clinch: Es geht um den Kauf eines Grundstücks im Technologiepark. Die Stadt braucht dort einen großen Geländestreifen, um eine Erschließungsstraße an die A40 zu bauen. Der Tüv Nord aber besteht auf Wiedervorführung. Die Stadt Essen spricht von “Erpressung“.

Wer steht da warum auf der Bremse? Der Tüv Nord und die Stadt Essen liegen beim Kauf eines Grundstücks im Technologiepark an der Schönscheidtstraße über Kreuz. Die Stadt benötigt dort einen 15.000 Quadratmeter großen Geländestreifen, um jene Erschließungsstraße bauen zu können, die die neuen Anschlussstellen der A 40 in Frillendorf miteinander verbinden soll.

Über den Kaufpreis in Höhe von 1,1 Millionen Euro seien sich beide Seiten bereits einig gewesen, heißt es im Rathaus. Doch plötzlich knirscht es im Getriebe. Der Tüv besteht auf Wiedervorführung. Doch die Zeit drängt, Fördergelder des Landes stehen auf dem Spiel. In der Politik macht bereits das böse Wort „Erpressung“ die Runde.

Ein schlüssiges Verkehrskonzept für die Zeit der Bauarbeiten

„Auch wir haben ein Interesse an einem Autobahnanschluss“, betont Tüv-Sprecher Sven Ulbrich. Um so größer dürfte die Überraschung im Rathaus sein, dass Werner Schmitz, Geschäftsführer der Tüv Nord Immobilien GmbH, den Nutzen der Erschließungsstraße für den Technologiepark in einem Schreiben an Stadtdirektor Hans-Jürgen Best in Abrede stellt. Im Gespräch mit der Redaktion pocht Schmitz auf ein schlüssiges Verkehrskonzept für die Zeit der Bauarbeiten ein. Andernfalls sei der Technologiepark „nur noch mit dem Hubschrauber zu erreichen“. Augenscheinlich will der Tüv aber auch finanziell mehr rausholen.

Irritiert zeigt man sich auf Seiten der Stadt darüber, dass Schmitz die Gelegenheit nutzte, um seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen über das - wie es in dem Schreiben an den Stadtdirektor heißt - „Verhalten der Stadt Essen im Zusammenhang mit der Aufstellung eines Bebauungsplans für unser Grundstück Essen Frillendorf, Frillendorferstraße.“ Damit konfrontiert, erläutert Schmitz, der Tüv denke darüber nach, die Prüfstelle an der Frillendorfer Straße zu verkleinern und Teile des Areals zu verkaufen. Am Technologiepark solle dafür eine neue Prüfstelle entstehen - 2015 oder später.

Ortsansässigen Einzelhandel schützen

Die Stadt fürchtet aber, dass sich auf dem Tüv-Gelände an der Frillendorfer Straße großflächiger Einzelhandel ansiedeln könnte und will dies mit Hilfe eines Bebauungsplanes verhindern - für die Planungsverwaltung ein bewährtes Instrument, um den ortsansässigen Einzelhandel zu schützen und Wildwuchs zu vermeiden. Den Wert des Tüv-Grundstücks dürfte dieser Schritt aber nicht gerade steigern, womit die Enttäuschung auf Seiten der Tüv-Verantwortlichen eine Erklärung fände.

Dass der Tüv, wenn auch nur andeutungsweise, einen Zusammenhang herstellt zwischen dem Grundstücksverkauf im Technoliegepark und dem Bebauungsplan an der Frillendorfer Straße, stößt Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung ziemlich übel auf. Tenor: Die Stadt lässt sich nicht erpressen.