Essen.. Eigentlich wollte die Weiße Flotte am Hardenbergufer des Baldeneysees am 1. Mai eine Liegewiese öffnen. Nun warten sie erstmal auf Schwanen-Nachwuchs. Ein Pärchen belagert und verteidigt die gemütliche Wiese. Radler, Inliner oder Spaziergänger müssen sich in Geduld üben.
In Stuttgart war es der vom Aussterben bedrohte Juchtenkäfer, der wiederum zur Bedrohung für den Bahnhofs-Neubau wurde. Die RWE Power AG hatte es bei Kraftwerks-Plänen in Grevenbroich-Neurath mit dem Feldhamster zu tun, der auf dem Gelände hauste. Am Baldeneysee wohnt nun ein Schwan gleich neben dem Hafen der Weißen Flotte am Hardenbergufer. Der gefährdet zwar weder Haus Scheppen noch Schiffsverkehr. Aber er belagert mit seinem Partner eine gemütliche Liegewiese, die eigentlich am 1. Mai für Radler, Inliner oder Spaziergänger geöffnet werden sollte.
"Es war fast alles fertig."
So lautete das Vorhaben der Weißen Flotte, aus dem nun vorerst nichts wird. Der Schwan geht vor. Und der hat ganz andere Interessen als menschlichen Besuch zu empfangen: Er sitzt in seinem Nest und brütet. Seit zwei Wochen nun hat er die Kinderstube dort eingerichtet, wo Liegestühle stehen sollten, sagt Aleksander Farkas, Sprecher der Weißen Flotte.
Schwanennest am See
Die Landzunge neben dem Hafen war bislang verschlossen. Nun wollte auch die Weiße Flotte im Rahmen der Verschönerung des Baldeneysees ihren kleinen Teil dazu beitragen und sie als Rastmöglichkeit für Rad- oder Inlinefahrer anbieten, sagt Farkas. Immerhin sei es eine „super Liegewiese“ auf ihrem Betriebsgelände. Also haben sie aufgeräumt, die Fläche vom Gestrüpp befreit und alles „auf Vordermann gebracht“. Farkas: „Es war fast alles fertig.“ Etwa zehn Bänke und 25 Liegestühle wollten sie aufstellen. Dann kam der Schwan. „Dem dürfen wir jetzt nur nicht zu nahe kommen“, sagt Farkas.
Schwäne stehen unter Naturschutz
Ein Schwanenpaar wechselt sich beim Brüten ab. In der Zeit fauchen nicht nur heftig, sie beißen auch. Sie sind sehr aggressiv, wenn es um ihre Brut geht, erklärt Elke Brandt vom Nabu-Ruhr: „Besonders gefährlich ist ihr Flügelschlag, mit sie einen Arm brechen können“. Unabhängig von der Brutzeit steht der Schwan aber unter Naturschutz. Eine Veränderung seines Lebens- oder Brutraumes wäre sowieso „nur in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde möglich“, sagt die Fachfrau.
Einen Antrag auf Umsiedlung wie damals beim Feldhamster stellt hier jedoch niemand. „Der Schwan gehört zum Wasser“, sagt Aleksander Farkas. Der Naturschutz habe Vorrang, zumal sie sich ja im Naturschutzgebiet befinden. Wenn der Vogel samt Küken ausgezogen ist, werden sie die Wiese wohl von den Tretminen befreien müssen. Dann können die Besucher des Baldeneysees kommen und sich am Wasser in die Sonne legen.
"Wenn es ihnen gefallen hat, dann kommen sie vielleicht wieder."
Das wird noch etwa drei Wochen dauern, denn ein Schwan brütet vier bis fünf Wochen, sagt Elke Brandt. Dann sticht die Vogelfamilie in See. Denn anders als Meise oder Amsel sei der Schwan ein Nestflüchter: Küken schwimmen gleich los. Und im nächsten Jahr suchen sich die Schwäne meistens einen anderen Platz für ihr Nest, sagt Elke Brandt. Nur zu gemütlich sollte es die Weiße Flotte den Vögeln nicht machen: „Wenn es ihnen gefallen hat, dann kommen sie vielleicht wieder.“