Essen. Die Essener Polizei hat neun mutmaßliche Mitglieder einer südosteuropäischen Schieberbande verhaftet. Die Gruppe verkaufte gestohlene und unterschlagene Autos über das Internet. Der Schaden beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro.
Rund zwei Millionen Euro Schaden, 60 sichergestellte Fahrzeuge und doppelt so viele Opfer: Den einen wurden die Fahrzeuge gestohlen oder unterschlagen, den anderen über Internet-Plattformen verkauft. Dahinter steckt eine südosteuropäische Bande. 20 Tatverdächtige zwischen 16 und 66 Jahren hat die Polizei ermittelt, neun sitzen in Untersuchungshaft. Die mutmaßlichen Drahtzieher kommen aus Essen, andere auch aus Bochum, Gelsenkirchen und Aachen.
Die Ermittlungsarbeit war enorm, der kriminalistische Spürsinn groß: Sie mündeten am vergangenen Dienstag im Einsatz, an dem 90 Polizisten die Bande hochnahmen, die unter anderem in einer Garage an der Goldschmidtstraße Autos ausschlachtete. Vor allem aber ging es um den Autoverkauf über Internet-Portale, in denen unterschlagene Leihwagen und in den Beneluxländern und Frankreich gestohlene Autos landeten. Außer in Essen wurden elf weitere Objekte unter anderem in Bochum und Gelsenkirchen durchsucht.
Arbeitsteilung innerhalb der Gruppe
Auf die Spur kam die Ermittlungskommission „Leih“ der Gruppe im Februar durch Anzeigen aus anderen Dienststellen. „Recht schnell wurde uns das Ausmaß der Verschiebung deutlich“, sagt Bodo Buschhausen, stellvertretender Leiter des zuständigen Kommissariats.
Die treibenden Kräfte kommen laut Kriminalhauptkommissar Olaf Dombrowsky aus Essen. Ein 22-Jähriger, der aus Serbien stammt, sowie dessen Freundin (20) aus einer rumänischen Familie, beide bis dahin der Polizei unbekannt werden verdächtigt. Auch der Bruder (16) des Haupttäters sitzt nun in U-Haft.
Bei ihren Taten herrschte Arbeitsteilung: Eine Gruppe organisierte, mietete Wohnungen an und warb um Leute, die mit gefälschten Ausweisen als Verkäufer agierten. Die zweite fälschte Dokumente wie Fahrzeugbriefe, die sie zuvor auf Schrottplätzen kaufte, und führte die Verkaufsgespräche.
Bilder im Internet erregten Verdacht
Für 5000 Euro gab es etwa einen VW Golf. In der Preisklasse von 12.000 bis 18.000 Euro einen VW Beetle. Oft waren es Audi Avant A4 oder A 6 und die Mercedes C-Klasse, für die Käufer aus ganz Deutschland bis zu 25.000 Euro zu Treffpunkten wie Parkplätzen mitbrachten. Pfiffig gingen die Verkäufer laut Polizei vor, weil die Preise etwa 3000 Euro unter vergleichbaren Angeboten lagen. Aber nicht so niedrig waren, dass Käufer skeptisch wurden. Auffallend hingegen waren die Bilder der Autos im Internet, auf denen Umfeld und Kennzeichen unkenntlich gemacht worden waren.
Das Geschäft endete für einige Käufer tränenreich, stehen sie doch mit leeren Händen da. Einige hatten gar Kredite fürs Auto aufgenommen, sagt Stephan Merscheim, Leiter der Einsatzkommission. Die Beamten werten jetzt das reichlich sichergestellte Beweismaterial aus. Unklar ist, „wohin die großen Summen geflossen sind.“ Ein kleiner Teil des Geldes wurde sichergestellt.