Essen. . Schwarze Schafe haben Senioren im Blick: Derzeit bieten offenbar unseriöse Firmen Transporte oder Teppichreinigung an, deren Preise explodieren. Aktuell berichtet Brigitte Stutzmann von ihrer Tante (93), die jetzt für vier Läufer 3000 Euro zahlen sollte. Die Verbraucherzentrale rät zur Wachsamkeit.

Trickbetrüger haben Senioren längst als Opfer entdeckt. Falsche Wasserwerker oder Täter mit dem Enkeltrick überrumpeln ältere Menschen, nutzen deren Hilfsbereitschaft aus. Nun taucht eine andere Masche häufiger auf. Unseriöse Umzugsunternehmer oder Reinigungsfirmen knüpfen den Senioren Möbel oder Teppiche ab, verlangen bei Rückgabe oft horrende Preise. Die älteren Menschen zahlen, schließlich geht es oft um Erinnerungsstücke, um den ideellen Wert. Es geht um das zu Hause.

„Die Unternehmen laden die Möbel an der neuen Adresse nicht ab, sondern wollen erst mehr Geld“, sagt Margret Schulte. Sie leitet die Beratungsstelle der Essener Verbraucherzentrale. „Dann heißt es, der Transport sei überraschend teurer geworden“, berichtet sie von Fällen, die ihr bekannt sind.

Die schwarzen Schafe seien mitunter Firmen, die mit einer Spezialisierung auf Senioren-Umzüge werben, sagt Schulte. Präsentieren diese die höhere Rechnung, „sind die Opfer in dem Augenblick aufgebracht und wollen, dass nichts Schlimmeres passiert.“

Für vier Läufer 3000 Euro

Den Schaden haben auch seriöse Unternehmen, die sich um den Ruf ihrer Branche sorgen. Branchen-Experten sprechen gar von einer „bundesweit agierenden Teppich-Großfamilie, die mit Tiefpreisen ab 8,90 Euro wirbt, um später abzukassieren.“

Aktuell berichtet Brigitte Stutzmann von ihrer Tante (93), die jetzt für vier Läufer 3000 Euro zahlen sollte. Größe: knapp 6 m2. Erklärt habe man ihr den Preis auch damit, dass es dicke Ware sei. Edelwäsche, Reparatur, Restaurieren, stünden auf der Rechnung, sagt Brigitte Stutzmann: „Die Teppiche waren nicht kaputt und sollten nur gereinigt werden.“ Ihre Tante fragte sie weinend: „Ich bin Rentnerin, wie soll ich das bezahlen? Ich kann seit Tagen nicht schlafen.“ Im Gespräch mit der WAZ sagte die Firma eine Überprüfung zu. Aus ihrer Sicht sei das ein Missverständnis. Nun würden die Teppiche nicht repariert. Brigitte Stutzmann nahm sogleich selbst Kontakt auf. Ergebnis: „Ich kann die Teppiche am Montag für 150 Euro abholen.“

Für Gertrud Hinz ist der Ärger vom Tisch

Einen anderen Fall klärte nun das Gericht: Gertrud Hinz (Name geändert) hat im Vorjahr 1000 Euro für eine Teppichreinigung bezahlt, die laut Gutachten bis zu 200 Euro hätte kosten dürfen (wir berichteten). Erst das Gericht brachte die Einigung, sagt die 80-Jährige: „Ich habe 500 Euro zurückbekommen.“ Mut hatte ihr ein Bochumer Fall gemacht, bei dem eine 78-Jährige 2000 Euro erstritt. Nach ihrer Geschichte in der WAZ meldeten sich damals mehr als zwei Dutzend Leser, die sich abgezockt fühlten.

Für Gertrud Hinz ist der Ärger vom Tisch. Bei manchen bleibt aber ein seelischer Schaden, weiß sie: „Wir Senioren sind oft zu vertrauensselig und freuen uns, wenn jemand klingelt.“ Sie selbst sei nun misstrauischer geworden.