Essen. . In Essen können noch längst nicht alle Stimmlokale problemlos von Menschen mit Behinderungen benutzt werden. Von den 250 bis 260 Örtlichkeiten ist grob geschätzt nur jede fünfte „barrierefrei“. Neben Treppenstufen gilt die Sorge vor allem fehlenden Behinderten-Toiletten.

So viel mal vorweg: Beschwert hat sich noch keiner. Vielleicht, weil Menschen mit Behinderungen am Ende doch sicherheitshalber auf die Briefwahl setzen, wenn sie ihre Stimme loswerden wollen. In Essen tun sie jedenfalls gut daran, das musste gestern auch das hiesige Wahlamt einräumen, denn von den 250 bis 260 Örtlichkeiten, die auch in diesen Tagen wieder für die Bundestagswahl im September gesucht werden, ist grob geschätzt nur jede fünfte „barrierefrei“.

"Ein stetiger Kampf"

Ansonsten ist immer irgendwas im Weg: Treppenstufen vor allem, aber die Sorge gilt auch fehlenden Behinderten-Toiletten oder mangelnden Sitzgelegenheiten für alte Leute. Diese drei Missstände jedenfalls sind es, die in einer repräsentativen Umfrage der „Aktion Mensch“ als häufigste Hindernisse ausgemacht wurden.

„Es ist ein stetiger Kampf“, bestätigt Rüdiger Lohse vom städtischen Wahlamt, bei dem die erste Erleichterung schon einsetzt, wenn er genügend Wahllokale beisammen hat: Viele Schulen sind darunter, zunehmend auch Kindergärten (wo Spielzeug wegzuräumen ist und Stühle für Erwachsene Mangelware), eher seltener Gaststätten, dafür aber mehr und mehr Alten- und Pflegeheime. Die hat man deshalb im Blick, weil sie unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit keine Wünsche offen lassen.

Briefwahl oft einzige Möglichkeit

Ansonsten gilt: Ebenerdige Anlaufstellen – da liegt die Quote schon über 50 Prozent – helfen nur, wenn sie wirklich ebenerdig ausfallen. Schon eine Stufe kann für Rollstuhlfahrer die Umkehr bedeuten, zum Glück sind hilfsbereite Mitwähler oft genauso zur Stelle wie die Wahlhelfer: „Wir sprechen das Thema bei jede unserer Schulungen an“, sagt Lohse, aber nicht immer sind die Mitarbeiter auch abkömmlich oder haben die Lage vor der Tür im Blick.

Statt Wahlgang bleibt dann nur der Postweg: Von den Menschen mit Behinderungen wählen 58 Prozent im Wahllokal, bei denen ohne sind es 73 Prozent.