Essen.
Der Tag der Arbeit auf dem Burgplatz ist bunt. Die Grünen haben ihr Zelt neben dem roten von Verdi aufgeschlagen. Die orangefarbenen Piraten stehen neben den gelben Aktivisten des BUND, und die CDU-Arbeitnehmerschaft CDA kommt mit ihrem Zelt blau daher. Bei der Gewerkschaft IG BAU gibt es Fleischwurst mit Toast. Gegenüber steht die Hüpfburg. Und der Bierwagen ist zum Glück so positioniert, dass man sein kühles Bierchen in der wärmenden Sonne trinken kann. Volksfest 1. Mai?
Es ist vor allem ein Tag der Gewerkschafter und Aktivisten. 1500 Menschen zählt die Polizei auf dem Burgplatz. Der DGB als Organisator hatte mit über 2000 gerechnet. Auffällig viele Ältere sind darunter, viele mit Gewerkschafts- oder Parteinadel am Revers. Familien mit Kindern sind dagegen seltener auszumachen. Susanne Wiecken ist das erste Mal auf einer Mai-Kundgebung, obwohl die Essenerin seit 25 Jahren in der Gewerkschaft organisiert ist. Und dieses Jahr ist sie auch nur gekommen, weil sie Sigmar Gabriel sehen wollte, sagt sie.
Pfiffe und Gegenplakate
Der Chef der SPD war auf Einladung des DGB-Regionsvorsitzenden Dieter Hillebrand in Essen. Nein, er habe nicht gezögert, als die Bitte kam, sagt Gabriel später, als er den Burgplatz wieder verlässt. Es ist ein relativ kurzer Auftritt, den der SPD-Chef auf der Bühne hat. Und auch die Themen, die er anspricht, sind nicht überraschend. Es geht um den flächendeckenden Mindestlohn, um Steuergerechtigkeit angesichts der Hoeneß-Debatte; es geht um höhere Löhne gegen die Altersarmut und um die Rente mit 63. Gabriel räumt auch Fehler bei der Leiharbeit ein, die die SPD früher gemacht habe.
Der Applaus der Zuhörer ist ihm sicher. Nur ein kleines Grüppchen der Linken stört die Rede mit Pfiffen und Plakaten. Ein Mann erhält Platzverbot und wird von der Polizei Richtig Kettwiger Straße geführt. Sonst bleibt alles ruhig, bilanziert die Polizei nach der Rede. Gabriel gibt Radio Essen ein kurzes Interview, schnell noch ein Foto mit der SPD-Jugend. Und dann muss der Parteichef wieder weg. Ein Mann, der noch eine Frage an den Politiker richten wollte, bleibt dagegen mit einem fragenden Blick zurück.
Susanne Wiecken fand die Rede des SPD-Vorsitzenden „schön“. „Ich hoffe jedoch, dass er die Versprechen halten und er seine Partei davon überzeugen kann“, meint sie. „Ich glaube jedoch nicht, dass das mit Steinbrück gelingt“, fügt sie skeptisch hinzu.
Rede früher begonnen als angekündigt
Peter Mohr dagegen ist unzufrieden. Auch er war eigentlich nur wegen Gabriel hier, ist nach der Arbeit direkt zum Burgplatz geeilt. Zu spät, denn der SPD-Politiker hatte seine Rede etwas früher als angekündigt begonnen. „Schlechtes Zeitmanagement“, ärgert sich Peter Mohr.