Essen.
Wenn sie freitags vorbei kommt, ist alles blitzeblank. Andreas van der Meer kann sein stolzes Lächeln nicht verbergen, als er das erzählt. Er ist Single, da will man sich schließlich von seiner besten Seite zeigen. Doch die nette junge Dame, die den 43-Jährigen regelmäßig in seiner Wohnung in Kray besucht, ist weder seine potenzielle Freundin noch seine Haushaltshilfe. Es ist Sozialarbeiterin Lena Schulte, die dafür sorgt, dass van der Meer ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen kann: mit eigener Wohnung, festem Job und trotz geistiger Behinderung.
Andreas van der Meers Tag beginnt wie bei jedem anderen auch: aufstehen, frühstücken, malochen. „Ich geh’ gerne arbeiten“, sagt er. Und die Fröhlichkeit, die da mitschwingt, nimmt man ihm ab. Seit einem schweren Herzinfarkt 2011 darf er „leider“ nur noch vormittags in der Werkstatt der Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen (GSE) arbeiten, im Moment ist er krank geschrieben („die blöde Schulter wieder“). Laut seines Ausweises ist er seit dem Infarkt zu 70 Prozent behindert, dafür aber mittlerweile zu fast 100 Prozent selbstbestimmt, dank der ambulanten Betreuung .
Die Sozialarbeiterin will nicht die Pädagogin spielen
Haushaltstipps, Behördengänge, Arzttermine – das Aufgabengebiet von Sozialarbeiterin Lena Schulte bei „BeWo Schillinger“ ist vielfältig. „Ich putze aber nicht seine Wohnung“, stellt die 27-Jährige klar, die ein bis zwei Mal in der Woche bei van der Meer nach dem Rechten sieht. „Er muss schon selbst abwaschen, ich zeige ihm nur, wie’s geht“, so Schulte.
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Alles läuft auf einer freundschaftlichen Basis, „wir wollen nicht die Pädagogen raushängen lassen“, betont sie. Wie oft der Betreuer pro Woche kommt, richtet sich nach dem individuellen Bedarf (siehe Infokasten), bei van der Meer sind es sieben „Fachleistungsstunden“, in denen Schulte mit ihm am gemeinsamen „Hilfeplan“ arbeitet. Manchmal gehen sie auch einfach nur spazieren, besprechen Sorgen und Probleme, „was im Alltag eben so anfällt“.
In Essen schwer eine Wohnung zu bekommen
Früher fiel einiges an Problemen an, sagt van der Meer. In der betreuten Wohngemeinschaft, in die er mit 18 Jahren zog, fühlte er sich nicht wohl, „immer gab’s Ärger“. Zu viert Küche und Bad teilen, das sei „nicht so sein Ding“, und so zog er zu seiner damaligen Freundin, die ebenfalls ambulant betreut wurde. Als die ihn nach elf Jahren rausschmiss, war klar: Er wollte eine eigene Wohnung. Bei der Suche hilft die „BeWo Schillinger“. Denn es ist ohnehin nicht einfach am Essener Wohnungsmarkt, zumal zusätzliche Vorgaben (maximal 50 Quadratmeter und 230 Euro Kaltmiete) hinzukommen.
Van der Meer ist mit seiner Zwei-Zimmer-Wohnung in Kray zufrieden. Wenn er doch mal Gesellschaft will, macht die BeWo Schillinger sogar Freizeitangebote wie Kochen und Kickern. Nur mit der Traumfrau, da konnten sie ihm bislang noch nicht weiterhelfen...