Essen. Die Initiative „Pfand gehört daneben“ will dafür sorgen, dass Pfandsammler nicht im Müll wühlen müssen: Pfandkisten neben Mülltonnen sollen Pfandflaschensammlern das Leben leichter machen. In Hamburg, Köln und Wiesbaden gibt es das System schon. Jetzt fordern auch Essener Bürger solche Kisten für ihre Stadt.

Des Einen Leid ist ja bekanntlich des Anderen Freud: Während dem, der unterwegs mal eben ‘ne Cola zischt, das Herumschleppen und die Rückgabe schlicht zu lästig ist, gibt es Menschen, die sich für Pfandgut regelrecht die Finger schmutzig machen. Und längst sind es nicht mehr nur Obdachlose, die in öffentlichen Papierkörben nach den begehrten Dosen und Flaschen fischen. Immer häufiger sind es auch Senioren, die sich - mit Taschenlampe gewappnet - die kleine Rente aufbessern wollen. Doch mit dem demütigen Wühlen im Müll soll Schluss sein: Die bundesweite Initiative „Pfand gehört daneben“ fordert Städte und Kommunen auf, Lösungen zu erarbeiten, zum Beispiel Pfandkisten an den Tonnen.

Demütigung soll vermieden werden

Was in Hamburg, Wiesbaden und Köln durch gesponserte provisorische Pfandkisten/-Ringen an Laternenmasten schon einige Zeit privat organisiert wird, soll jetzt offiziell Thema der Lokalpolitik werden. „Pfand gehört daneben, Herr Reinhard Paß“ heißt die Petition, zu der die Essenerin Nora Heller im Namen der bundesweiten Initiative im Internet aufruft. Innerhalb von drei Tagen haben bereits über 250 Bürger die Forderung an den OB unterzeichnet, bis zum 12. Juni einen Arbeitskreis zu gründen, der sich endlich mit dem Thema befasst.

Denn das Pfand-Problem ist nicht neu – auch die Initiative hat der Berliner Designer Mathias Gomilla bereits 2011 gegründet, weil ihm auffiel, dass junge Menschen in Berlin absichtlich leere Bierflaschen neben Mülleimer abstellten. Der Unterschied zwischen arm und reich zeige sich selten so deutlich wie beim Pfand: Die Einen schmeißen 8, 15 oder 25 Cent in die Tonne, die für die Anderen so viel wert sind, dass sie im Abfall wühlen.

Das ist einerseits gefährlich durch Glasscherben oder Spritzen, andererseits „vor allem sehr demütigend für die Menschen, die es ohnehin schon schwer haben“, sagt Nora Heller. Man sollte es denen leichter machen, daher hat die 20-Jährige die Petition für Essen im Internet gestartet. Dabei komme es nicht auf eine bestimmte Zahl von Unterzeichnern an, erklärt Mathias Gößling, Mitgründer der Initiative. „Wir haben bislang zwar viel Aufmerksamkeit erreicht, aber was wir brauchen, sind handfeste Lösungen“, so der Münsteraner.

Wiesbaden bringe Flaschenhalterungen an Mülleimern an

In Wiesbaden hat man sich der Sache anlässlich einer Petition jetzt angenommen, dort haben die Entsorgungsbetriebe jüngst 14 selbst konstruierte Flaschenhalterungen an Mülleimern angebracht. Bei den hiesigen Entsorgungsbetrieben „nehme man das Pfandproblem nicht wahr“, so Sprecherin Bettina Hellenkamp. „Pfand gehört daneben“ sage ihnen nichts, wäre aber im Sinne der EBE.

Im Sinne der Stadt scheint das Ganze (noch ) nicht zu sein: Für eine ausführliche Stellungnahme brauche man „noch ein paar Tage“ Bedenk- und Diskussionszeit, so ein Stadtsprecher auf Nachfrage der NRZ. Das Thema sei „gerade hereingeschneit“. Vorerst sehe man es skeptisch, man würde sich ja vielleicht mehr Schaden als Nutzen einhandeln, denn „randalierende Jugendliche, die nachts in der City Mülltonnen abtreten, machen auch vor Pfandkisten nicht Halt“.