Essen. . Jahrelang suchten Politik, Verwaltung und Tierschützer nach einem weiteren Standort für einen Taubenschlag in der Innenstadt, um die Population besser zu kontrollieren. Nun gibt der Runde Tisch auf. So bleibt es in der Innenstadt bei einem einzigen Taubenschlag - auf dem Dach des Allbau-Hauses am Kopstadtplatz.

Die weißen Tauben sind müde, sang einst Schlagerbarde Hans Hartz. In diesem Fall sind es die „Taubenväter“ im Arbeitskreis Stadttauben. Die Suche nach einem geeigneten Standort für einen Taubenschlag in der Innenstadt, mit dessen Hilfe sich die Population der gefiederten Tiere besser kontrollieren ließe, hat der Arbeitskreis eingestellt - nach nunmehr drei Jahren erfolgloser Bemühungen. „Der Runde Tisch macht keinen Sinn“, sagt der Leiter des Arbeitskreises, Ratsherr Harald Hoppensack (SPD) frustriert.

Kapituliert die Stadt etwa vor der „Taubenplage“? Es sieht so aus. Tierschützer plädieren allerdings für Gelassenheit. Auf 6000 Tauben wird die aktuelle Population in Essen geschätzt - normal für eine Stadt dieser Größe, sagt Bärbel Thomassen vom Tierschutzverein. Tauben gehörten eben zum Stadtbild dazu.

„Die Tiere haben ein schlechtes Image“

Auf dem Markusplatz in Venedig mögen sie sogar eine Postkarten-Attraktion sein, rund um den Kennedyplatz empfinden viele Bürger Wildtauben aber eher als lästig. „Die Tiere haben ein schlechtes Image“, weiß auch Bärbel Thomassen. Zu unrecht, wie die Tierschützerin findet. Tauben seien intelligente Tiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten.

Offenbar hat sich das noch nicht genug herumgesprochen, als dass es für einen Imagewandel reichen würde. Der Arbeitskreis Stadttauben rannte bei der Standortsuche jedenfalls nicht gerade offene Türen ein. Mehr als ein Dutzend Standorte wurden ins Auge gefasst und letztlich wieder verworfen, klagt Harald Hoppensack. Mal spielte der Eigentümer nicht mit wie beim Gesundheitszentrum an der Hindenburgstraße, wo die dort ansässigen Ärzte hygienische Probleme fürchteten. Mal war das Gebäude zu hoch wie das Rathaus oder Dachflächen zu klein wie am Jobcenter an der Bernestraße. Oder das ausgeguckte Gebäude stand vor dem Abriss wie das Parkhaus an der Rottstraße.

1100 Tauben auf dem Allbau-Haus

So bleibt es in der Innenstadt bei einem einzigen Taubenschlag - auf dem Dach des Allbau-Hauses am Kopstadtplatz. Bis 1100 Tauben flattern um den Schlag, wo die Jugendhilfe Essen seit 2008 brütenden Tieren falsche Eier unterschiebt, damit sie sich nicht zu stark vermehren.

Der Taubenschlag auf dem Allbau-Haus galt als überlastet, bis es gelang, den Tierbestand mehr als zu halbieren. Das Ordnungsamt sieht aktuell keinen Handlungsdruck, ein „Gefährdungspotenzial sei derzeit nicht zu erkennen“, heißt es. Dennoch wäre ein zweiter Standort für einen Taubenschlag in der Innenstadt sehr wohl wünschenswert, sagt Bärbel Thomassen.

Auf Vorschlag der Grünen soll der Arbeitskreis eine Fortsetzung finden, den Fokus aber erweitern auf den Schutz aller Tiere, die in der Stadt leben.