Essen. Tauben haben sich in vielen Innenstädten zum Problem entwickelt. In Essen gibt es nun Erfolge im Kampf gegen den Dreck: Beim Projekt “Stadt-Tauben“ sammeln arbeitslose Jugendliche Taubeneier ein - und sorgen so für einen Rückgang der Population. Der Innenstadt bleiben damit jährlich drei Tonnen Taubenkot erspart.

Die Zahl der Tauben in der Innenstadt geht weiter zurück. Die gemeinnützige Gesellschaft Jugendhilfe wertet das als Erfolg ihres Projektes Stadt-Tauben. 1120 Eier haben ihre Mitarbeiter im vorigen Jahr im Taubenschlag auf dem Dach des Allbau-Hauses eingesammelt. 540 Tauben wurden dort durchgefüttert. 2008 waren es noch 1270. Für Jugendhilfe-Geschäftsführer Jochen Drewitz ist das Projekt ein Gewinn für die Stadt ebenso wie für die teilnehmenden Jugendlichen.

Der Rückgang der Population bedeutet pro Jahr drei Tonnen weniger Taubenkot in der Innenstadt als noch 2008. Und die Jugendlichen, die die Tauben betreuen, bekommen eine zweite Chance für einen Zugang zum Arbeitsmarkt.

72 jugendliche Hartz-IV-Empfänger

„GWA plus“ heißt die Projektfamilie, in der die Jugendhilfe seit Januar mit Förderung des Jobcenters inzwischen 72 jugendliche Hartz-IV-Empfänger mit Gemeinwohlarbeit fördert. Die jungen Menschen sind extrem frustriert, meist Schulversager, zum Teil drogensüchtig, überschuldet oder leiden zunehmend unter psychischen Problemen. Das pädagogische Ziel der Projekte muss deshalb entsprechend niedrig angesetzt sein: Eine regelmäßige Beteiligung der Jugendlichen gilt schon als Erfolg, ebenso wie eine persönliche Stabilisierung.

Die Jugendlichen arbeiten im Tauben-Projekt, auf der Jugendfarm, in den Gewerken Gartenbau, Maler und Lackierer, Floristik, Schneiderei und Mediengestaltung. Die Betreuung durch Sozialpädagogen und Anleiter ist intensiver als bei normaler Gemeinwohlarbeit, und das ist auch nötig. Diese Jugendlichen lassen sich kaum fordern, nur fördern. Drewitz: „Wer hat denen nicht alles schon auf den Kopf gekloppt und nichts als Frust erzeugt! Einigen Jugendlichen müssen wir erst mal beibringen, regelmäßig und pünktlich zur Arbeit zu kommen.“

Elternhaus ist oft keine Hilfe

Das Elternhaus ist da oft keine Hilfe, sagt Jugendhilfe-Sprecher Tani Kapitain: „Wenn Eltern nur von Sozialtransfers leben, wie sollen ihre Kinder Leistungsbereitschaft von ihnen lernen?“ Bei der Arbeit mit den Tieren lernen sie Verantwortung zu übernehmen. Drewitz: „Bei uns erfahren sie: Wenn ich heute die Tauben nicht füttere, dann tut es niemand. Das ist eine Ebene, die sie begreifen können..“

42 Prozent der Jugendlichen bleiben bis zum Ende der Maßnahme dabei. Für Drewitz ebenso ein Erfolg wie die gesunkene Taubenzahl. Deshalb bietet die Jugendhilfe der Stadt auch an, weitere Tauben-Dächer zu betreiben. Drewitz: „Unser Modell ist eine Lösung auch für andere Stadtteile.“ Dafür gibt es bei der Stadt Überlegungen, aber noch keine Entscheidung.