Essen. Bei einem gemeinsamen Bier kam den beiden Essenern Simon Reufels und Kevin Baensch die Idee, im sozialen Netzwerk Facebook eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt auf den Weg zu bringen. Inzwischen hat die Seite “I love Stadt Essen“ 5600 virtuelle Freunde. Darunter viele Exil-Essener.
Es war eine dieser typischen Kneipen-Ideen, die dann immer größer und größer werden. Simon Reufels und Kevin Baensch, zwei junge Lokalpatrioten wie aus dem Bilderbuch, saßen im März 2011 in der Borbecker Dampfbierbrauerei beim Bier zusammen und fanden, es wäre an der Zeit, im sozialen Netzwerk „Facebook“ eine Liebeserklärung an Essen auf den Weg zu bringen.
Gesagt, getan, die Seite „I love Stadt Essen“ war geboren. Erst mal passierte herzlich wenig und trotzdem waren binnen weniger Monate 150 „Freunde“ beisammen, also Facebook-Nutzer, die die Seite und ihr Motto gut fanden. Aus dieser Resonanz, so fanden die beiden 24 und 22 Jahre alten Kinderpfleger, sollte sich mehr machen lassen. Inzwischen haben 5600 Leute mit „I love Stadt Essen“ Freundschaft geschlossen - und täglich kommen weitere hinzu.
Die Themen, die hier zur Sprache kommen, sind so vielfältig wie das Essener Leben: Gastronomie-Tipps, Kulturleben, alte Fotos der Stadt, über die dann ausgiebig diskutiert wird („weiß einer, wann das genau war?“), dann natürlich der Sport, darunter vor allem RWE, klar. Baensch und Reufels, die beiden Macher, drehen inzwischen auch kleine Filme, etwa über die Stadtteile oder auch über Stadtprominenz wie die Stauder-Brüder und RWE-Chef Michael Welling. Bereitwillig machen viele mit, gerade Geschäftsprofis wissen längst, dass es Gold wert ist, auf einer so stark frequentierten Facebook-Seite positiv rüberzukommen.
„Ich liebe diese Stadt, sie ist meine Heimat“
Simon Reufels hat keine Angst vor großen Worten und klaren Bekenntnissen: „Ich liebe diese Stadt, sie ist meine Heimat.“ Offenbar wurde ein Nerv getroffen. Denn so wie er, bekennen sich auf Facebook erfreulich viele zu Essen, viele „Exilanten“ darunter, die es aus beruflichen oder privaten Gründen weit weg verschlagen hat und die über „I love Stadt Essen“ Kontakt zur alten Heimat halten. „Allein 17 leben in den USA, das ist schon phänomenal“, sagt Reufels und wirkt noch immer ein wenig überrascht über den eigenen Erfolg.
Auch das Rathaus hat schon vorgefühlt, ob man nicht etwas zusammen machen könne - Interviews mit Bezirksvertretern, so diese Spielklasse. Die beiden lehnten dankend ab. „Wenn die Stadt mit reinkommt, bekäme die Seite sofort einen quasi offiziellen Charakter“, sagt Reufels. „Wir wollen aber unsere Ecken und Kanten behalten und legen Wert darauf, dass alles authentisch bleibt.“ Dazu gehöre auch, mal übers Ziel hinauszuschießen. „Natürlich passieren schon mal Fehler.“
Facebook-Seite der Stadt Essen stagniert
Die Stadtverwaltung übrigens kommt mit ihrer eigenen Facebook-Seite bis jetzt nicht so recht von der Stelle. Sie existiert schon länger, aber viel passiert ist dort nicht. „Wir arbeiten daran, müssen als Kommune aber besondere rechtliche Bedingungen erfüllen“, sagt Stadtsprecherin Nicole Mause. „Die Zeit müssen wir uns schon nehmen.“ Nicht weiter schlimm, es gibt ja andere, die die Lücke erkannt haben und ausfüllen.