Grillo-Theater und Saalbau gelten als Grundsteine des Essener Kulturlebens. Viel älter aber ist der Philharmonische Chor. 1838 wurde er als „Essener Musikverein“ ins Leben gerufen. Seine Entwicklung ist eng verbunden mit zwei großen Namen des Kulturlebens der Stadt: dem des „Vaters des Essener Musiklebens, des Kaufmanns Johann Wilhelm Georg Nedelmann, und des königlich preußischen Musikdirektors Georg Hendrik Witte, der geistige Vater des Saalbaus und der heutigen Philharmoniker.
Nedelmann war ein Mäzen der ersten Stunde. Der von der Musik begeisterte Kaufmann gründete um 1830 den ersten Männerchor der Stadt, 1838 den Musikverein, den ersten gemischten Chor der Stadt mit damals rund 20 Mitgliedern, und 1840 den ersten Instrumentalverein. Auf diese Gründungen konnte Georg Hendrik Witte aufbauen, als der Sohn eines Orggelbauers aus Utrecht 1871 nach Essen kam, zunächst als Leiter des Musikvereins, ab 1882 als Musikdirektor. Als Komponist schuf Witte Lieder, Festmärsche und Konzerte, darunter ein preisgekröntes Klavierkonzert. Als der Philharmonische Chor am Jahrestag der Gründung im Januar die erste Chorprobe im Chorforum nachstellte,, erklang auch Wittes Werk „An die Sonne“, laut Partitur „dem Andenken einer theueren Entschlafenen gewidmet“.
Dauerhaftere Verdienste als mit seinen zum Teil verschollenen, zum Teil im Familienarchiv erhaltenen Kompositionen erwarb sich Witte um die Professionalisierung des Musiklebens, als dessen Höhepunkt die Eröffnung des städtischen Saalbaus 1904 gelten dürfte. Dabei profitierte er vom Windschatten der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt und dem wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstsein, das sich auch in einem gesteigerten Kulturinteresse zeigte. Aus dem Instrumentalverein machte er 1899 das Städtische Orchester mit 42 Mitgliedern, aus denen die heutigen Philharmoniker entstanden. Außerdem rief er die „kleine Chorschule“ ins Leben, um den Chören der Stadt die Nachwuchsarbeit zu erleichtern. Nach seiner Pensionierung 1911 schuf er aus diesen Erfahrungen ein heute verschollenes musikpädagogisches Lehrbuch.
Als Programmgestalter des Saalbaus war Witte nicht unumstritten. Ganz im Stile eines Impresarios konnten er aber mit den ganz großen Namen glänzen, die er in die Stadt holte. 1884 kam Johannes Brahms zu einem Festkonzert, zur Saalbau-Eröffnung kam Richard Strauss.
Kurz nach seinem Tod 1929 setzte ihm die Stadt mit der Hendrik-Witte-Straße ein Denkmal. Das hat jetzt auch das Chorforum getan: Der große Saal heißt zum Festkonzert Hendrik-Witte-Saal.