300.000 Autos haben ein günstiges Oldtimer-Kennzeichen
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Essen. . Passend zur Oldtimer-Messe Techno Classica ab Mittwoch in Essen wird in diesen Tagen der 300.000. Pkw mit einem H-Kennzeichen ausgestattet. Diese Youngtimer können dann mit dem “Historischen Kennzeichen“ gut und günstig fahren – auch in Umweltzonen.
Keiner weiß genau, wann und wo, aber in diesen Frühlingstagen wird in Deutschland der 300.000. Pkw mit einem H-Nummernschild bestückt, also zeitlich passend zu Europas führender Oldtimer-Messe Techno Classica von Mittwoch bis Sonntag in Essen. Das „Historische Kennzeichen“, bei dem an eine normale Buchstaben- und Ziffernfolge am Ende ein H folgt, erlaubt den Betrieb von mindestens 30 Jahre alten Fahrzeugen zum pauschalierten ermäßigten Kraftfahrzeugsteuersatz (für Pkw 191 Euro im Jahr) – und die Einfahrt in jede Umweltzone. Gerade dies ist im Ruhrgebiet von unschätzbarem Wert, da hier praktisch überall eine Umweltplakette notwendig ist.
Rostlauben haben keine Chance
Für das H-Kennzeichen ist eine spezielle Abnahme, eine Art erweiterte Hauptuntersuchung, unumgänglich. Der Fahrzeugzustand muss mindestens in der nach Schulnoten von eins bis fünf gestaffelten Kategorie drei liegen und überwiegend original oder originalgetreu sein. Darüber könnte man in der Praxis endlos streiten, was tatsächlich aber nur selten passiert. Rostlauben und verbastelte oder umgebaute Exemplare haben jedoch keine Chance.
Bei Autos mit mindestens drei Jahrzehnten auf den Kotflügeln hat sich natürlich bereits der Rost vom Blech getrennt. Kein Wunder, dass in den Top Zehn der H-Kennzeichenträger nur bereits damals relativ langlebiges deutsches Material steht: Von VW Käfer und Bulli, Porsche 911, der Rest Mercedes. Der Opel Kadett schaffte es schon mal auf Rang neun, auf 15 lag der Alfa Spider als populärster „Ausländer“.
Die zweite Karriere als Yountimer
Das könnte sich mit der Vielzahl von kommenden Klassikern ändern, von denen wir hier einige ausgewählte vorstellen. Besonders das Dreier-Cabrio von BMW steht vor einer zweiten Karriere als Youngtimer.
Techno-Classica 2012
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Bevor wir zu den Klassikern von morgen kommen, nur ein Rat: Oldtimer kauft man zwar mit dem Herzen, aber bei klarem Verstand. Auf jeden Fall sollte man Leute fragen, die sich mit dem Wunschtyp bestens auskennen, neben spezialisierten Werkstätten in erster Linie die Experten der vielen Markenclubs. Blind vor Liebe haben schon viele den erstbesten Trümmerhaufen mit nach Hause gebracht. Bei solchen rollenden Groschengräbern hilft es auch nicht, dass Oldtimer in den letzten Jahren auch in der Wirtschaftskrise beständig an Wert zugelegt haben.
Der Mercedes SL der Baureihe 107 (Bobby Ewing fuhr einen roten in „Dallas“) ist der Shooting-Star unter den Trägern eines H-Kennzeichens. Inzwischen liegt er hinter dem Käfer auf Rang 2 der Beliebtheitsrangliste. Da er fast zwei Jahrzehnte lang bis 1989 gebaut wurde, kommen noch zwei sehr interessante und in verhältnismäßig großen Stückzahlen gebaute SL-Versionen ins „H-fähige“ Alter: der 300 SL und der 560 SL, beide ab 1985 gebaut. Die teuersten Modelle kosteten am Ende ihrer Laufbahn über 100 000 DM. Der seltenere Achtzylinder 420 SL ist bei Classic Data im Zustand 2 mit 30 000 Euro gelistet. Klarer Fall von „Jetzt kaufen, billiger werden sie nicht mehr“.
Kein Auto für lange Touren
Alles Wankel, oder was? Der RX-7 von Mazda ist das erfolgreichste Auto mit Drehkolbenmotor überhaupt. 1985 kam die deutlich verbesserte zweite Version in den Handel. Die erste steht im Zustand 2 nur mit 6700 Euro in der Classic-Data-Preisliste. Hauptmanko des Motorkonzepts ist der hohe Verbrauch, also kein Auto für viele lange Touren.
Eine Handvoll 190 E von Mercedes haben es bereits 2012 ins Alter für ein historisches Kennzeichen geschafft. Bald folgen der 185 PS starke „Babybenz“ 2.3 16 V. Die von 1984 bis 1988 gebauten Sechzehnventiler werden im Zustand 2 schon mit 11 000 Euro gehandelt. Alternative: die größere Limousine der Baureihe W 124 (ab 1984). Preise bilden sich erst, aber noch sind sie günstig.
Die letzten Opel unter dem Namen Rekord wurden von 1982 bis 1986 auf die Räder gestellt. Wert sind auch Exemplare im Zustand 2 kaum etwas: 2300 Euro. Das Problem ist eher, überhaupt ein Auto zu finden, das sich mit vertretbarem Aufwand erhalten lässt. Ähnliches gilt für die letzten Versionen des Kadett D (bis 1984) und die ersten des Kadett E. Am teuersten mit gut 5000 Euro im Zustand 2 fallen die Sportmodelle GT/E und GSi aus. Noch ein Geheimtipp: der Omega 3000, 1986 der mit 227 km/h schnellste Opel bis dahin. Die stärksten Versionen veranschlagt die Oldtimer-Preisliste im Zustand 2 mit 3300 Euro. Was für Autos aus Rüsselsheim gilt, ist sinngemäß auch bei Ford richtig. Teure Youngtimer aus Köln gibt es ebenfalls nicht.
Billig ist ein 911 nie
1983 erschienen die letzten wegen ihrer Stoßfängerkonstruktion sogenannten „Faltenbalg“-Neunelfer. Billig ist ein 911 nie (34 800 Euro für ein Coupe im Zustand 2). Dafür gibt es den luftgekühlten Boxermotor im Heck schon mit Kat ausgerüstet und 231 PS unter der Heckhaube und garantiert ohne weiteren Wertverlust. Die billigere Alternative: ein Frontmotor-Porsche wie der 944, als Coupe (Baujahr 1984 bis 1987) im Zustand 2 für 9500 € laut Liste.
Ein sportliches Mittelmotorcoupe mit herausnehmbaren Dachhälften für 4600 Euro im Zustand 2? Die Langeweiler-Marke Toyota schickte von 1984 bis 1989 den zweisitzigen MR-2 auf die Straße. Heute kostet er nur ein Drittel eines vergleichbaren VW Porsche. Die japanische Alternative zum Toyota: Honda Civic CRX (Baujahr 1983/84, Zustand 2, ca. 4000 Euro).
Oldtimertreffen
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Die ersten Baujahre des Golf II werden „H-fähig“. Gelistet bei Classic Data sind sie noch nicht. Erste Wahl sind die GTI-Modelle und das noch auf dem Golf I bis 1992 hergestellte „Erdbeerkörbchen“, das Cabrio mit Überrollbügel als Henkel (Baujahr 1983 , Zustand 2, 7600 Euro).
Der erste Audi V8 kann in fünf Jahren das H-Kennzeichen bekommen
Als Audi-Fan muss man noch fünf Jahre warten, bis der erste Audi V8 die Weihen eines H-Kennzeichens erhalten kann (jetzt zu haben für 5100 Euro im Zustand 2). Der Audi 200 kann bereits als „Historiker“ zugelassen werden. Der 185 PS starke Turbo kostete Ende 1983 mindestens stolze 45 000 DM, jetzt sind es im Zustand 2 laut Liste 9400 Euro. Billige Ersatzteile gibt es aber kaum.
Youngtimer-Vestival
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Was bei VW der Golf ist, ist bei BMW der Dreier. Ab Ende 1982 kamen jede Menge Varianten des Quantensprungs aus München auf den Markt. Als Oldtimer in der Preisliste zu finden ist als ältester Dreier der zweiten Serie das Cabrio von 1985 (als 325 mit 170 PS im Zustand 2 für 10 000 Euro). Kauftipp für Leute, die bei BMW zuerst an Leistung denken: M5 von 1987 und M 635 CSI ab 1983. Die Preise sind Verhandlungssache, beim M 635 im Zustand 2 auf jeden Fall oberhalb von 16 000 Euro.
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